Beim FC Bayern ist's gut feiern.

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München – Borussia Dortmund braucht sein berühmtes Fernglas, RB Leipzig macht ihm "gar keine Angst", und am Ende sollen alle Rivalen bitteschön gemeinsam über den nächsten Münchner Titel "weinen": An seinem 65. Geburtstag war bei Uli Hoeneß von Altersmilde nichts zu spüren. Der Präsident von Rekordmeister FC Bayern teilte in gewohnter Manier aus, ließ aber auch Sorge um den Fußball durchblicken.

Die Entwicklung auf dem Transfermarkt in China sei "krank, nur noch krank", sagte Hoeneß in einem am Donnerstag bei Sky Sport News HD gezeigten Interview. "Ich kann nur hoffen, dass das eine Episode ist, wie wir sie in Amerika auch mal hatten", fügte er an. Hoeneß sieht die Gefahr, dass sich die Fans vom Fußball abwenden.

Zukunft

Um sicherzustellen, dass "sein" FC Bayern international weiter mithalten kann, wäre er offenbar zum Äußersten bereit. In der Münchner tz schloss Hoeneß eine Veräußerung weiterer Klubanteile nicht aus. "Wir könnten sie jederzeit verkaufen, Interessenten gibt es genug", sagte er: "Im Moment ist es nicht vorgesehen. Ich hätte aber kein Problem damit, es zu tun, wenn der Verkauf denn notwendig werden sollte."

Der FC Bayern München e.V. hält derzeit 75,01 Prozent an der FC Bayern München AG mit dem Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge und verhindert damit eine sogenannte Sperrminorität. Mit dieser könnten Anteilseigner Satzungsänderungen verhindern. Eine weitere Veräußerung dürfte deshalb massiven Widerstand der Basis hervorrufen. Laut Satzung müssen die Mitglieder jedoch erst befragt werden, wenn der Verein mehr als 30 Prozent der Anteile verkauft. Adidas, die Allianz und Audi halten jeweils 8,33 Prozent an der AG.

Im Haifischbecken

Angesichts der aktuellen Entwicklung in England, Spanien oder China "müssen wir uns die Frage stellen: Wollen wir in diesem Haifischbecken überleben? Oder reicht es, alle zehn Jahre Meister zu werden?", sagte Hoeneß. Seine Antwort: "Natürlich" wolle der FC Bayern mit den Großen mitschwimmen. "Es nützt uns nichts, das Geld bei der Bank zu parken und auf bessere Zeiten zu warten", meinte er. Zuletzt habe der FC Bayern in Sachen Ablösesummen und Gehälter bereits Maßnahmen ergreifen müssen, "die ich vor drei Jahren nicht für möglich gehalten hätte".

National sieht Hoeneß den Tabellenführer der Bundesliga aber unantastbar, obwohl das Team von Trainer Carlo Ancelotti noch "viel Luft nach oben" habe. "Dortmund hat mal gemeint, jetzt ist es ein Jahr, in dem sie dem FC Bayern richtig auf die Pelle rücken – und was ist passiert? Ich habe an Weihnachten auf die Tabelle geschaut und festgestellt: Es sind wieder zwölf Punkte", sagte er über den Rivalen, dem er einst ein Fernglas empfahl, um die enteilten Bayern an der Spitze noch sehen zu können.

Breiter

Vor Verfolger Leipzig hat er langfristig gesehen "gar keine Angst. Erstens ist es ja endlich, Herr Mateschitz ist ja auch schon 70." Außerdem sei es "gefährlich", dass sich ein Klub von einer Einzelperson abhängig mache wie RB von Mäzen Dietrich Mateschitz. "Die Zukunft des FC Bayern ist da auf viel breiteren Beinen", sagte Hoeneß. Am Ende der Saison, fügte er an, wolle er "all die Freunde, die sich jetzt schon die Hände reiben, dass es endlich beim FC Bayern auch mal bergab geht, wieder weinen sehen". (sid, 5.1.2016)