Wolfgang Mitter war wie Sohn Christian (links) ein Alpiner. Dann organisierte er für Peter Schröcksnadel die Nordische WM 1999.

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Andreas Mitter soll den Finnen wieder auf die Sprünge helfen.

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Ramsau/Bischofshofen – "Ich bin der Hausmeister", sagt Wolfgang Mitter. Er ist ein wenig außer Atem, hat gerade ordentlich Schnee geschaufelt. Schneeschaufeln ist prinzipiell keine seiner Lieblingsbeschäftigungen, aber jetzt, wo es endlich ordentlich runtergehaut hat, macht Herrn Mitter sogar das Schaufeln Spaß. Gemeinsam mit seiner Frau Barbara führt der 63-Jährige in Ramsau am Dachstein die Pension Bergschlössl, eigentlich führt seine Frau die Pension. "Sie ist der Mittelpunkt."

Die Mitters haben drei Söhne, Mark (39), Christian (37) und Andreas (35). Alle drei sind zunächst nach dem Vater geraten, der "natürlich ein Alpiner war" und als Skilehrer sein erstes Geld verdiente. Die Söhne haben sich aufgeteilt auf gute Skisportschulen im Land, Skigymnasium Stams, Sportgymnasium Saalfelden, Skihauptschule Schladming.

Dann ist der Andi, als er 15 war, dahergekommen und hat gesagt, "er will Springer werden". Den Vater hat's nur kurz gerissen. Schließlich hat er zu dem Zeitpunkt das Alpine und das Nordische selbst nicht mehr so strikt getrennt. Da war Wolfgang Mitter schon Organisationskomiteechef der Nordischen WM 1999 in Ramsau. "Der Peter Schröcksnadel hat mich überredet."

"Eine nordische Region"

Die WM 1999 war ein Erfolg, nicht nur dank der siegreichen ÖSV-Langlaufstaffel. Auch dank Mitter. Ramsau, sagt er, habe profitiert. "Wir sind jetzt auch eine nordische Region." Mitter hatte mit Schröcksnadel "schon auch Stress", doch das sei Vergangenheit. "Vor drei Jahren hat er mir das Goldene Ehrenzeichen des Verbands gegeben."

Die Söhne haben bemerkenswerte Karrieren hingelegt. Mark, der Älteste, lebte nach abgebrochenem Jusstudium zehn Jahre lang in Australien, wo er als Skilehrer und für Atomic am Mount Buller in Victoria tätig war. Mittlerweile ist Mark im Trainerteam von Marcel Hirscher gelandet, mit dessen Coach Mike Pircher er seit Stams-Zeiten befreundet ist.

Christian, der Mittlere, ist Cheftrainer der norwegischen Skiherren, zeichnet also mitverantwortlich für Erfolge von Svindal, Jansrud, Kristoffersen, Kilde. "Christian", sagt Papa Mitter, "macht ein ganz eigenes Coaching. Er legt auf Teamgeist sehr viel Wert, das ist den Norwegern auch sehr wichtig. Die sind nur zwischen Start und Ziellinie egoistisch, tauschen sich ständig miteinander aus. Es ist kein Zufall, dass sie in den Interviews extrem sympathisch rüberkommen."

Der Jüngste, Andreas, hat derzeit vergleichsweise wenig Grund zur Freude. Er ist seit April Cheftrainer der finnischen Skispringer, die am Boden sind wie nie zuvor. In Innsbruck hat Jarkko Määttä als 14. immerhin für die ersten finnischen Tourneepunkte seit drei Jahren gesorgt. Längst vorbei die Zeiten, da Nykänen, Nikkola, Nieminen oder Ahonen von Erfolg zu Erfolg flogen. Andreas Mitter, der in Österreich u. a. Stefan Kraft und Michael Hayböck ausgebildet hat, soll das Steuer herumreißen. "Er baut neue Strukturen auf", sagt Vater Mitter. "Im Continentalcup gibt es schon gute Resultate." Die WM im Februar in Lahti kommt wahrscheinlich zu früh. "Auch der Andi geht seinen Weg", sagt Wolfgang Mitter.

Wie die Werdegänge der Söhne ist auch jener von Mitter senior ungewöhnlich. Skilehrer, Atomic-Verkaufsförderer, Lehrer, Alpinchef im steirischen Skiverband, Dachstein Tourismus AG, Manager des Fußballerstligisten DSV Leoben waren nur einige Stationen. Heute führt Wolfgang Mitter eine Sportmanagementfirma (WMC), außerdem ist er seit 2010 für Russlands Skiverband als Alpin-Manager tätig. "Ich bin Bindeglied zwischen Trainern und Präsidium, organisiere Trainings und die Trainerausbildung, stelle auch Sponsoren auf."

Ergo ist Mitter senior nicht nur Hirscher und den Norwegern, sondern auch den Russen sehr verbunden. "Kristoffersen vor Hirscher und Choroschilow, so sieht für mich ein gutes Ergebnis aus. Von mir aus auch in anderer Reihenfolge."

Dass alle drei Söhne gleichzeitig daheim sind, kommt selten vor. Der jüngste Anlass war im August die Taufe von Christians Tochter. Andreas hat einen Sohn, ergibt für Wolfgang Mitter "also zwei Enkelkinder. Nicht besonders viel bei drei Buben, aber es ist ja noch Zeit." Einzeln lassen sich die Söhne regelmäßig anschauen. Und wenn finnische Skispringer oder norwegische Slalomläufer in der Gegend trainieren, dann sind sie klarerweise im Bergschlössl untergebracht.

Im Sommer ist sowieso mehr Zeit. Aber im Winter, an Tagen, an denen im Weltcup und also im Fernsehen sowohl Ski gesprungen als auch Ski gelaufen wird, kriegen Barbara und Wolfgang Mitter "manchmal richtig Stress". Dann kann es sogar sein, dass draußen der Schnee eine Zeitlang liegen bleibt, ehe der Hausmeister zur Schaufel greift. (Fritz Neumann, 7.1.2017)