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Ohne Raketentest und ohne Gewissheit über sein tatsächliches Geburtsdatum feierte der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un am Sonntag seinen Geburtstag. Vermutet wird, dass es der 35. war.

Foto: Reuters / KCNA

Nordkorea hat den Geburtstag seines Führers Kim Jong-un ohne neue Raketentests begangen. Kim soll am Sonntag 35 Jahre alt geworden sein. Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap hatte zuvor gemeldet, dass Südkoreas Verteidigungsministerium bisher keine militärischen Vorbereitungen für einen Test erkennen könne. Einheitsminister Jeong Joon-hee warnte aber auf einem Briefing am Freitag: "Nordkorea ist jederzeit zur Provokation bereit. Wir beobachten jede militärische Bewegung."

Kim hatte am 1. Jänner in seiner Neujahrsansprache gesagt, dass Nordkorea in die "abschließende Phase seiner Vorbereitungen für den Test einer Interkontinentalrakete (ICBM) eingetreten" sei. Er nannte jedoch keinen Termin für den Abschuss dieser atomar bestückbaren Langstreckenrakete, die das Festland der USA erreichen könnte.

Auch weitere Atomtests möglich

Nordkorea hatte vergangenes Jahr zu besonderen Anlässen und allen UN-Sanktionen zum Trotz zwei Atombomben testen lassen. Am 6. Jänner, zwei Tage vor Kims Geburtstag, ließ es seine angeblich erste Wasserstoffbombe unterirdisch explodieren. Neun Monate später, am 9. September und zum 68. Jahrestag der Staatsgründung, zündete es unterirdisch eine weitere Atomwaffe. Es war der fünfte Nukleartest der weltweit isolierten Diktatur. Sonntagnacht schrieb die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA, dass Nordkorea "jederzeit und von jedem Ort aus" eine Interkontinentalrakete starten werde. Schuld daran seien nur die USA mit ihrer feindseligen Politik.

Nordkoreas höchstrangiger politischer Überläufer Thae Yong-ho vermutet aber, dass zumindest in Kürze noch kein ICBM-Test droht. Im vergangenen Juli floh Thae, der Nummer zwei an der Botschaft in London war, mit seiner Frau und zwei Söhnen nach Südkorea. In einem Interview mit Yonhap, das die Agentur am Sonntag veröffentlichte, sagte er, Kim könnte "Ende 2017 oder Anfang 2018" seine Interkontinentalrakete und entsprechende Atomsprengköpfe einsatzbereit entwickelt haben. Er stelle damit Bedingungen für Gespräche mit Südkorea und den USA und reagiere auch auf die politischen Veränderungen in den beiden Ländern. Dort kommen neue Präsidenten an die Macht. Thae vermutet, dass Nordkorea für ein Einfrieren seiner Atomwaffen- und Raketenaufrüstung erwartet, dass die USA und Südkorea ihre Manöver und ihre Sanktionspolitik einstellen.

Wahrer Geburtstag unbekannt

Der Ex-Diplomat gestand in einem zweiten Teil seines Interviews ein, wie wenig selbst hochrangige Funktionäre über Alleinherrscher Kim wissen. Er kenne nicht einmal dessen genaues Geburtsdatum. Spekuliert werde mit 1982 oder 1984. Wenn bekannt würde, wie jung Kim ist, könnte er Probleme "mit Funktionären bekommen, die 30 oder 40 Jahre älter als er sind".

Die USA und China streiten unterdessen, wie sie mit Nordkorea verfahren sollen. China, das die UN-Sanktionen unterstützt und ein atomwaffenfreies Nordkorea als Nachbarn haben will, hat den designierten US-Präsidenten Donald Trump scharf attackiert. Trump hatte China auf Twitter vorgeworfen, viel zu wenig Druck auf Nordkorea auszuüben. China sieht dagegen die USA in der Bringschuld, um Nordkorea wieder an den Verhandlungstisch zu bringen. (Johnny Erling aus Peking, 9.1.2017)