Wien – Wissenschaftsminister und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) ist angesichts der scharfen Kritik des Wissenschaftsrats an der mangelnden Qualität der österreichischen Privatunis "offen für Weiterentwicklungen", sagt er im STANDARD-Gespräch. Das unabhängige, wissenschaftspolitische Beratergremium bemängelt in einem Bericht über die Privatunis, dass die Mindestanforderungen für den Typus Universität derzeit "zu niedrig angesetzt" seien.

Reformprozess im Laufen

Er habe, sagt Mitterlehner, bereits einen Prozess für eine Reform des Hochschul-Qualitätssicherungsgesetzes gestartet. Derzeit laufen erste Fachgespräche. Mitterlehner fügte jedoch hinzu: "Die Qualitätssicherung der Privatunis durch die unabhängige Agentur AQA Austria hat sich bewährt und funktioniert gut."

Das zieht nicht nur der Wissenschaftsrat, sondern auch der Vorsitzende der Universitätenkonferenz, Oliver Vitouch, in Zweifel. Im STANDARD-Interview hatte der Rektor der Uni Klagenfurt gesagt, dass "die meisten Privatunis weder privat noch Universitäten" seien. Er fordert ebenfalls eine Gesetzesnovelle zur Regulation des privaten Hochschulsektors, weil dort "vielfach der Universitätsanspruch nicht erfüllt" werde.

Der Wissenschaftsrat, der den Minister, die Unis, den Nationalrat und die Landtage in Unifragen berät, empfiehlt die Gründung eines neuen Hochschultyps: "Privathochschulen" sollten "weniger auf Forschung als auf Lehre und praktische Ausbildung abzielen".

Profitieren von privaten Initiativen

Mitterlehner begrüßt den Vorschlag zur Strukturierung des privaten Hochschulsektors als "sinnvolle Diskussion, die wir vertiefen und konkreter führen sollten. Unser Hochschulraum profitiert von qualifizierten privaten Initiativen." Der Minister möchte diese Idee im Rahmen des Strategieprozesses "Zukunft Hochschule" mit allen Beteiligten besprechen. "Das Thema Privathochschulen sollte man nicht isoliert abhandeln, sondern in eine Gesamtstrategie für den Hochschulraum einbetten."

Kriterienkatalog für Privatunis

Der Vorsitzende der Privatuniversitätenkonferenz und Rektor der Modul University Vienna, Karl Wöber, kann die Kritik an der Qualität der Privatunis übrigens "nicht nachvollziehen", sagte er zum STANDARD: "Der Kriterienkatalog für die Akkreditierung ist sehr umfangreich und die Anforderungen sind sehr hoch. Es gibt für uns Auflagen, die die öffentlichen Unis nicht erfüllen müssen, etwa dass ein Supervisor nur acht Doktoranden betreuen darf." (Lisa Nimmervoll, 9.1.2017)