Seit 1945 bin ich Bürger unseres Landes. Ich marschierte als Volksschüler mit russischen Soldaten zu Propagandafilmen Stalins. Später, als Gymnasiast, begeisterte ich mich für die Ideale des Sozialismus, an der Uni für die großen Erfinder und Entdecker. Als junger Ingenieur gehörte ich den 2.000 Experten Bruno Kreiskys an und arbeitete an dessen Programmen mit.

Nach Lehr- und Wanderjahren, die mich weltweit umtrieben, lernte ich Tücken und Unterschleif der politischen Welt kennen. Berufliche Verantwortung brachte mich in den Zielkonflikt zwischen industrieller Tätigkeit, sozialer und ökologischer Verantwortung. Ich entfernte mich von den ideologischen Wurzeln meiner Jugend und wurde zum unabhängigen Wechselwähler, der sich an der Glaubwürdigkeit der jeweiligen Kandidaten orientierte.

Immer blieb ich ein interessierter und engagierter Wanderer zwischen den Welten. Keine konnte mich ganz vereinnahmen, und mein Stolz war es, wahrhaftig und verantwortungsbewusst alle meine Handlungen begründen zu können. Immer war ich völlig unhinterfragt ein selbstbewusster, stolzer Bürger Österreichs.

In den letzten Jahren ist diese Einstellung einer tiefgehenden Skepsis und Frustration gewichen. Warum?

Sie, beziehungsweise Ihre Vorgänger, haben zugelassen, dass vieles von dem, worauf man als Österreicher stolz sein konnte, verschwunden ist.

  • Dass wir zu Befehlsempfängern eines immer zentralistischer regierten, seine Grundsätze und Regeln treulos verratenden, korrupten Molochs in Brüssel wurden.
  • Dass man sein Grundstück mit Videokameras überwachen muss.
  • Dass Rentner und Pensionisten für ihr jahrzehntelang angespartes Kapital keinen angemessenen Gegenwert mehr erhalten.
  • Dass das Versprechen, unsere Währung und damit die Ersparnisse und Kapitalien der Österreicher sicher bleiben würden, durch Übertragung von Kompetenzen an die EZB und den dortigen himmelschreienden Missbrauch schamlos und ohne Konsequenzen gebrochen wird – und vieles mehr.

Allein gegenüber diesen enormen Schäden, die angerichtet sind, ist alles, was Sie jetzt planen und lautstark veröffentlichen werden, "quantité négligeable".

So wende ich mich, nach siebzig Jahren in einer schicksalhaften Zeit, inmitten einer immer aggressiver und zersplitterter werdenden Menschheit, mit diesem offenen Brief an Sie.

Sagt uns, wie ihr zu den immer weiter fortschreitenden Entartungen der Globalisierung steht, zum Schutz der Selbstbestimmung über die essenziellen Ressourcen unseres Landes: Bodenschätze, Traditionsbetriebe, Erziehung und Bildung, Gesundheit.

Sagt uns, wie die kleinen Betriebe, die unter der Last von beamteten Bürokraten und deren krausen Ideen seufzen, entlastet werden sollen, wie die Lage der Patienten, die stundenlang darauf warten, eine angemessene Gegenleistung für ihre Krankenkassenbeiträge zu erhalten, verbessert wird.

Wir wollen hören, wie Ihr sicherstellen werdet, dass wir nicht noch einmal den verderblichen Liebhabereien einer abgehobenen, evangelikalen Bundeskanzlerin zum Opfer fallen und abermals zigtausende kulturfremde Migranten unkontrolliert ins Land gelangen und es destabilisieren.

Sagt uns, was ihr wirklich tun könnt und wobei euch wegen der Einbindung in die EU die Hände gebunden sind. Nützt die Zeit vor den nächsten Wahlen, uns reinen Wein einzuschenken darüber, in welchem Schiff wir sitzen, wohin es fährt und was wir dabei zu erwarten haben.

Sitzt ihr dabei mit am Steuer, oder seid ihr Ruderknechte in ungewisse Gewässer, samt uns allen? (Klaus Woltron, 9.1.2017)