Wien – "Erkenne die Gefahr", titelt Life-Ball-Organisator Gery Keszler die diesjährige Life Bible, die Montagabend im Wien-Museum präsentiert wurde.

Hauptvorlage ist der Zeitgeist der 1920er- und 1930er-Jahre, in denen Künstler wie der deutsche Maler Otto Dix die mondäne Großstadtbourgeoisie porträtierten. "Das war eine ganz explosive Zeit unterschiedlicher Gesellschaftsauffassungen", sagte Keszler im Interview.

Gery Keszler während der Präsentation der Life Bible.
Foto: apa/neubauer

Dix' Arbeiten wurden 1934 von den Nazis verboten, seine Werke aus den Galerien entfernt und sogar verbrannt. Nun wurden dessen Bilder für die Life Bible 2017 – die kreative Vorlage für Life-Ball-Gäste – von den Fotografen Inge Prader und Markus Morianz in Szene gesetzt und im Wien-Museum präsentiert.

Ein 30-köpfiges Team aus Make-up- und Hair-Artists, Stylisten, Dekorateuren und Bodypaintern und 160 teils prominente Models unterstützten die Arbeit. Für die Life Bible wurde in Zusammenarbeit mit Historikern wie Oliver Rathkolb mit zwei Bilderebenen gearbeitet. Von Dix' Arbeiten wurde etwa das Triptychon "Großstadt", bei dem Sängerin Kelly Osbourne als Testimonial fungiert, interpretiert.

Foto: apa/neubauer

"Ich erinnere mich an die Aufregung Anfang der Jahrtausendwende mit dieser Wedding Chapel", sagte Keszler. Darin konnten sowohl homo- als auch heterosexuelle Paare ihren Bund fürs Leben schließen. "Heute würde man milde darüber lachen, dass es eine Wedding Chapel am Life Ball gibt. Damals war es ein Riesenskandal", so Keszler. "Über das LaChapelle-Plakat flucht auch keiner mehr", nachdem Fotograf David LaChapelle für das Life-Ball-Plakat eine Frau mit einem Penis in Szene gesetzt hatte. "Ich glaube, jetzt wird auch die neue Life Bible polarisieren. Auch das ist notwendig. Und ich bin erstaunt und vielleicht auch ein bisschen beklemmt, wie unfassbar uns die Zeit einholt und wie aktuell die Life Bible ist."

Maria Happel ...
Foto: apa/neubauer

Dix' Bilder waren Keszler bereits bei der Generalprobe zum Life Ball 2011 in den Sinn gekommen, als ein lautstarker Protestzug, der damals gegen die Stadt Wien demonstrierte, am Rathausplatz vorbeizog.

... und Conchita Wurst bei der Präsentation im Wien-Museum.
Foto: apa/neubauer

Keszlers Anliegen ist, dass das kreative Motto das eigentliche Thema nicht überschattet. In diesem Jahr wird das Hauptaugenmerk auf den Immunstatus gelegt. 54 Prozent der weltweit HIV-positiven Menschen wissen laut WHO nämlich nichts über ihre Infektion. Eine frühzeitige Therapie würde die Übertragbarkeit dramatisch verringern. Deshalb möchte der Life Ball darauf aufmerksam machen, wie wichtig es ist, seinen Immunstatus zu kennen. "Das sollte so selbstverständlich sein wie die Kenntnis der eigenen Blutgruppe. Nur wenn das gelingt, rückt das Ziel – eine Generation ohne HIV-Neuinfektionen – in greifbare Nähe", so das Life-Ball-Team. (APA, red, 10.1.2017)