Gianni Infantino konnte gar nicht anders, als die nun beschlossene Aufstockung der Fußball-WM von 32 auf 48 Teilnehmer ab dem Jahr 2026 energisch zu betreiben. Der Schweizer wurde nicht zuletzt deshalb zum Präsidenten des Weltverbandes (Fifa) gewählt, weil er versprochen hatte, möglichst viele der 211 Mitgliedsverbände am lukrativsten Sportevent teilhaben zu lassen.

Dass Kritik zum Beispiel aus Deutschland kommt, wo die Weltmeister daheim sind, ist pikant – zumal sie Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandschef des FC Bayern, mit der Mehrbelastung seiner Profis begründet. Die Aufblähung der Europacup-Formate oder Gastspielreisen um die halbe Welt stören ihn nicht. Es geht ja um eigene Gewinne.

Tatsächlich beschert das neue Format den kommenden Weltmeistern aber nicht mehr Spiele – sieben bis zum Titel -, sondern nur ein um ein paar Tage verlängertes Turnier, weil 80 statt bisher 64 Partien unterzubringen sind. Mehr Teilnehmer senken nur vielleicht das Niveau, erhöhen aber sicher den Reiz. Ehe die WM wieder nur zur Sache der Europäer und Südamerikaner wird, können sich weniger bekannte Teams und Systeme vorstellen. Die ewig gleichen Spitzenduelle steigen dann ohnehin ab dem Viertelfinale. Nebenbei rechnet die Fifa mit Mehreinnahmen von gut 600 Millionen Euro. Davon, dass wenig in Funktionärstaschen verschwindet, aber viel in die Förderung des Weltfußballs investiert wird, darf geträumt werden. (Sigi Lützow, 10.1.2017)