In den USA müssen Hersteller von nicht verschreibungspflichtigen homöopathischen Arzneimitteln zukünftig entweder beweisen, dass ihr Produkt tatsächlich wirkt oder Warnungen auf die Verpackungen drucken.

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In Österreich tun es 50 Prozent der Bevölkerung ab 15 Jahren zumindest einmal im Jahr, in Deutschland rund 60 Prozent: Sie greifen zu homöopathischen Arzneimitteln. Heimische Apotheken machten Schätzungen zufolge im Jahr 2015 etwa 45 Millionen Umsatz mit Globuli & Co, bei den deutschen Nachbarn waren es knapp 600 Millionen Euro.

Auch in den USA boomt das Geschäft mit der Potenzierung von Urtinkturen, die auf den Theorien des deutschen Arztes Samuel Hahnemann aus dem 18. Jahrhundert beruht. Eines der bestverkauften homöopathischen Mittel ist Oscillococcinum C200, das auch die "20-Millionen-Ente" genannt wird. Denn für die Produktion des hoch verdünnten Grippemittels muss der Hersteller nur eine Barbarie-Ente pro Jahr kaufen. Der erzielte Jahresumsatz: 20 Millionen Dollar. Genau genommen benötigt er nicht einmal ein ganzes Tier, sondern nur das Leber- und Herzgewebe.

Bis heute fehlt allerdings der wissenschaftliche Nachweis für die Wirksamkeit derartiger homöopathischer Arzneimittel abseits des Placebo-Effekts. Das zeigten mehreren Studien, systematische Übersichtsarbeiten und Meta-Analysen. Deshalb hat die für den Verbraucherschutz zuständige US-Wettbewerbsbehörde FTC (Federal Trade Commission) nun strengere Richtlinien eingeführt. In Zukunft müssen homöopathische Produkte, die freiverkäuflich – also nicht verschreibungspflichtig – sind, strengere Wirksamkeits- und Sicherheitsprozesse durchlaufen.

Evidenz oder Warnhinweise

Die Argumentation der Wettbewerbsbehörde: "Unternehmen müssen wissenschaftliche Belege vorweisen, wenn sie damit werben, dass ein Produkt zur Behandlung einer bestimmten Krankheit geeignet ist." Können vom Hersteller keine aussagekräftigen Studien zur Wirksamkeit des Mittels vorgelegt werden, ist er verpflichtet Warnhinweise aufdrucken.

Der konkrete Wortlaut: "Die Wirksamskeitsbehauptungen des Produkts basieren einzig auf homöopathischen Theorien aus dem 18. Jahrhundert, die von den meisten modernen Medizinern nicht anerkannt werden." Die Behörde bezweifelt allerdings, dass alle Konsumenten wissen, was Homöopathie ist. Deshalb ist ein weiterer Warnhinweis vorgesehen: "Es gibt keine wissenschaftliche Evidenz dafür, dass dieses Produkt wirkt". Doppelt hält eben besser. (gueb, 15.1.2017)