Die Baka leben in den Wäldern Kamerus und kämpfen um ihre Kultur und gegen die Diskriminierung durch Behörden.

Foto: Survival / Selcen Kucukustel / Atlas

Bern/Wien – Die Vorwürfe gegen die Tierschutzorganisation WWF wiegen schwer: Sie soll dazu beigetragen haben, dass in Kamerun den indigenen Baka Rechte auf Land verwehrt und sie gar schwer misshandelt werden. Auf 228 Seiten beschrieb die Menschenrechts-NGO Survival International bereits im Februar des Vorjahres die Anschuldigungen und schickte sie nach Bern.

Dort befindet sich die Kontaktstelle der Organisation für Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) in der Schweizer Regierung, die für die Einhaltung der OECD-Richtlinien zuständig ist. Da Kamerun kein OECD-Staat ist und WWF seinen internationalen Sitz in der Schweiz hat, ist Bern zuständig. Und die Kontaktstelle hat die Beschwerde zugelassen. Damit wird zum ersten Mal gegen eine gemeinnützige Organisation ermittelt.

Mediation

Eigentlich wird das Verfahren nur bei multinationalen Konzernen eingeleitet. Der WWF verkaufe aber laut Schweizer Kontaktstelle Sammelalben und sein Pandalogo für umweltfreundliche Produkte. Das wäre durch Projekte wie den Schutzzonen für Wälder in Kamerun nicht möglich. Deshalb würden diese Aktivitäten als kommerziell gelten. Eine Mediation zwischen dem WWF und Survival International unter der Leitung eines Schweizer Regierungsbeamten soll die beiden Parteien einander näherbringen.

Das hat bis dato nicht funktioniert. Bereits seit zwei Jahren urgiert Survival schriftlich beim WWF, die Rechte der indigenen Baka besser zu wahren. Durch die eingerichteten Schutzzonen im Südwesten Kameruns, die Wilderei eindämmen sollen, würden die Baka ihrer traditionellen Jagdgebiete beraubt werden, so einer der Vorwürfe. Und das, obwohl die simplen Jagdmethoden der Indigenen keinen nennenswerten Einfluss auf die Umwelt haben.

Der Missbrauch, den die Baka durch sogenannte "Ecoguards" oder Wildhüter erleiden würden, sei vom WWF mitverursacht worden, so Survival. Die Naturschutzorganisation habe geholfen, die Truppen aufzubauen, zu schulen und auszurüsten. Der WWF konterte bereits im März: Die Ecoguards seien dem kamerunischen Staat unterstellt, und man habe selbst menschenrechtliche Schulungen durchgeführt. Außerdem sei auf Initiative der NGO der erste von den Baka selbst verwaltete "Community Forest" in Kamerun eingerichtet worden, heißt es in einer aktuellen Stellungnahme des WWF. Dennoch ist sich die NGO laut Aussendung bewusst, dass "noch viel mehr getan werden muss", um die Situation der Baka zu verbessern. Man werde an der freiwilligen Mediation teilnehmen.

Vorgehensweisen geplant

Für Survival International sollen die Rechte der Baka in der Mediation bestätigt werden, so Linda Poppe von der Organisation: "Auch wenn die OECD keine direkten Sanktionen verhängen kann, hoffen wir, dass sie den WWF dazu bewegen kann, seine bisherigen Erklärungen zu indigenen Völkern einzuhalten."

Dabei sollen unter anderem Mechanismen und Vorgehensweisen erarbeitet werden, die eine Einbeziehung der Indigenen Kameruns in die Schaffung und Erhaltung von Schutzzonen ermöglichen sollen. (Bianca Blei, 12.1.2017)