Mit einer "Krippenmilliarde" soll bis 2020 der Ausbau der Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren vorangetrieben werden, lautet der Plan von Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) zum Thema "Vereinbarkeit von Beruf und Familie". Die Betreuungsquote für diese Altersgruppe der unter Dreijährigen soll dann bei 40 Prozent liegen.

Ihre Krippenplätze nahezu Verdreifachen müsste dafür die Steiermark. Laut Statistik Austria werden dort derzeit nur 13,4 Prozent dieser Altersgruppe außerfamiliär betreut. Ähnlich sieht die Situation in Oberösterreich aus, wo die Quote bei 14,5 Prozent liegt (Stand September 2015).

Ob das zusätzliche Geld reichen wird, um die Vorgabe zu erfüllen, sei mit derzeitigem Wissensstand schwer vorhersehbar, sagt Markus Kaindl, Soziologe am Institut für Familienforschung der Universität Wien. "Die Formulierung ist sehr allgemein, wie die Ausgestaltung genau ausschauen soll, ist nicht erkennbar." Kinderbetreuung ist grundsätzlich Ländersache, im Vorschlag werde aber nicht näher darauf eingegangen, ob und wie viel davon die Länder übernehmen sollen, so Kaindl.

Zuverlässige Zahlen über den tatsächlichen Bedarf an diesen Betreuungsplätzen gebe es zwar nicht, aber das Angebot steigere die Nachfrage, sagt Kaindl. Vor allem in Regionen, in denen die Betreuungsquote ohnehin sehr niedrig sei, sei ein Ausbau sicherlich notwendig.

Skepsis bei Rechtsanspruch auf Krippenplatz

Laut Kerns Vorschlägen soll ab 2018 ein Rechtsanspruch auf einen Gratiskindergartenplatz für Drei- bis Sechsjährige eingeführt werden, zusätzlich soll ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr kommen. Ab 2020 soll dann auch ein Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz bestehen. Kaindl ist hier skeptisch. "Auch hier geht es wieder um die Ausgestaltung, denn welche Entfernung ist dafür noch zumutbar, oder spielt es eine Rolle, wer den Krippenplatz anbieten?", nennt er als Beispiele.

Digitalisierung in der Ausbildung spielt im Plan des Bundeskanzlers eine wichtige Rolle. Erste Erfahrungen im Programmieren sollen daher spielerisch schon im Kindergarten gesammelt werden. In der Volksschule soll es dann eine "digitale Grundbildung" geben. Damit auch jedes Kind über die dafür notwendige Infrastruktur verfügt, soll jedem Schüler nach der Volksschule ein Tablet und ab der neunten Schulstufe ein Laptop zur Verfügung stehen. Ende Jänner will Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) ein Konzept zur Förderung digitaler Kompetenz vorstellen.

Für Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) ist es ein interessantes Paket, einzelne Maßnahmen will sie aber nicht kommentieren. Ein gemeinsames Update zum Regierungsprogramm soll es Ende Jänner geben. (Gudrun Ostermann, 12.1.2017)