Zwei der insgesamt drei Pavillons, die drei Jahre lang Abgeordneten, Klubmitarbeitern und Parlamentsdirektion Obdach geben werden.

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Der Umzug in Pavillons in Hofburgnähe sei auch deshalb die günstigste Lösung, weil man die Nebengebäude – in Reichsratsstraße, Bartensteingasse, Löwelstraße, Doblhoffgasse und das Palais Epstein – nicht absiedeln müsse, heißt es aus der Parlamentsdirektion.

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Wintoniak kündigt parlamentarische "Trockenübungen" in der Hofburg an. Man werde eine Sitzung des Nationalrates, des Bundesrates, eine Ausschusssitzung und einen Staatsbesuch simulieren.

Foto: Parlamentsdirektion/Thomas Jantzen

"Man könnte nachher zehn Kindergärten daraus bauen." Christian Leitner, Geschäftsführer von Lukas Lang Building Technologies, hofft auf eine Gebäude-Reinkarnation seiner Pavillons.

Foto: Parlamentsdirektion/Thomas Topf

Das Parlament rückt nah an die Hofburg. Wer nun Alexander Van der Bellen im Machtrausch vermutet, sei beruhigt. Die Annäherung ist nur eine räumliche.

Die Nationalratssitzungen werden ab dem Sommer sogar in der Hofburg selbst, im Großen Redoutensaal abgehalten. Für die Sitzungen des Bundesrats soll der Saal optisch verkleinert werden. Der parlamentarische Hintergrundbetrieb wird in dieser Zeit größtenteils in sogenannten Pavillons laufen. Insgesamt drei temporäre Büropavillons werden gerade hochgezogen, zwei dreistöckige auf dem Heldenplatz und ein vierstöckiger im Bibliothekshof. Die Büros werden nach einem Baukastensystem errichtet.

Schnörkellose Quader auf dem Heldenplatz – zu viel für manche. Der Chefredakteur von krone.at tobte kürzlich auf Twitter, die "Bonzenschachteln" würde er, vorgeblich aus optischen Gründen, am liebsten "wegsprengen". In der Parlamentsdirektion zeigt man sich hingegen als zufriedener Kunde. Der stellvertretende Parlamentsdirektor Alexis Wintoniak ist schon mit dem C-Wort unglücklich. Denn "Container" seien die temporären Unterkünfte nicht. "Das ist schon ein anderes Feeling", schwärmt er im STANDARD-Gespräch.

Drei Büroboxen

Es ist ein großer Apparat, der unter Wintoniaks Ägide übersiedelt. 770 Personen werden sich insgesamt auf Wanderschaft begeben. Rund 450 Arbeitsplätze werden in den drei Büroboxen mit insgesamt 11.450 Quadratmeter Nutzfläche untergebracht sein. Hier sind Büros für Abgeordnete sowie für die Mitarbeiter der Klubs und der Parlamentsdirektion geplant. 400 Mitarbeiter beschäftigt allein die Parlamentsdirektion, die Hälfte arbeitet für die Legislative, die andere in der Administration, etwa Reinigung, Technik und Sicherheit.

Gibt es für alle in der Parlamentsdirektion auch in den kommenden drei Jahren genug zu tun, wo man doch in kleinere Pavillons zieht? "Ja, weil wir unsere Techniker für den Umbau vor Ort brauchen und diese mit der Bauaufsicht und dem Generalplaner an der Sanierung mitwirken", sagt Wintoniak. Außerdem müssten auch die Plenarsitzungen in der Hofburg betreut werden. Er erinnert außerdem daran, dass die Nebengebäude des Parlaments – die in der Reichsratsstraße, Bartensteingasse, Löwelstraße, Doblhoffgasse gelegenen sowie das Palais Epstein – weiterhin genutzt werden und auch diese in Schuss gehalten werden müssten.

Höchstens 352,2 Millionen Euro soll die Sanierung des 134 Jahre alten Theophil-Hansen-Hauses kosten, das haben die Parteien einstimmig beschlossen. Die Ausgaben für die drei Jahre im Ausweichquartier schlagen mit bis zu 51,4 Millionen Euro zu Buche.

Entrümpelung der Büros

Die Nebengebäude seien der Hauptgrund, warum ein Umzug in eine bestehende Immobilie, etwa die ehemalige WU, nicht gewählt wurde. "Das wäre für den Betrieb des Parlaments nur möglich, wenn der gesamte Betrieb abgesiedelt worden wäre. Es gibt kein Parlament, in dem man zwischen zwei Ausschüssen mit der Straßen- oder U-Bahn fahren muss."

Für die parlamentarischen Mitarbeiter bedeuten die Pavillons eine Entrümpelung ihrer Büros. "Wir haben je acht Kartons bekommen", erzählt eine Mitarbeiterin. 60 Prozent ausmisten, 30 Prozent digitalisieren, zehn Prozent einpacken, nennt Wintoniak als Ziel. Manche liebgewonnenen, aber altmodischen Einrichtungen wird es nach der Rückkehr nicht mehr geben.

Bis heute werden etwa Akte im Parlamentsgebäude via Rohrpost verschickt. Nur bei der Sicherheitsarchitektur gibt man sich in der Parlamentsdirektion schmallippig. Diese sei komplex, aber nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. In den Pavillons wird es aber Eingangskontrollen und wohl auch Schleusen geben.

Bau nach Matador-Prinzip

Für den Bau der Ausweichquartiere zeichnet die Strabag gemeinsam mit Lukas Lang Building Technologies verantwortlich. Die vorwiegend aus Holz bestehenden Pavillons liefert Lukas Lang, die Strabag baut Betonkerne mit Stiegenhaus und Aufzug. Technisch gesehen sei es für Lukas Lang einerlei, ob man – wie bei früheren Aufträgen – eine Siedlung von Einfamilienhäusern am Schwarzlsee bei Graz, ein Kinderhospiz im Burgenland oder Parlamentsbüros am Heldenplatz errichtet, sagt Geschäftsführer Christian Leitner zum STANDARD.

Die Beobachtung des Baufortschritts sei allerdings etwas intensiver, erzählt er und lächelt. Die Firma mit Sitz in Wien-Hietzing baut die Pavillons wie alle ihre Häuser nach dem Matador-Prinzip. Holzbauteile werden an die Baustelle geliefert und vor Ort verschraubt. Träger, Säulen und Dach sind aus Holz, Schraub- und Steckverbindungen aus Stahl.

Das Baukastensystem habe den Vorteil für das Parlament, dass Büros sich auch nach Fertigstellung noch leicht vergrößern oder verkleinern ließen, selbst äußere Umbauten seien nachträglich möglich. Vor allem aber sei die Modulbauweise ökologisch nachhaltig, da sich die Bauteile wiederverwenden lassen, sagt Leitner. "Das Ziel ist natürlich, dass die Komponenten nachher in einer anderen Weise eingesetzt werden." Das temporäre Parlament würde sozusagen eine Gebäude-Reinkarnation erleben. "Man könnte zehn schöne Kindergärten daraus bauen", sagt Leitner.

Erst einmal stehen drei Jahre als Maschinenräume der parlamentarischen Demokratie vor der Tür. Vor der Premiere in der Hofburg kündigt Wintoniak interne "Trockenübungen" an. Man werde zum Beispiel "eine Sitzung des Nationalrats, des Bundesrats, eine Ausschusssitzung und einen Staatsbesuch simulieren". (Lukas Kapeller, 21.1.2017)