Das Wiener Hotel Imperial wurde im Vorjahr um 78,8 Millionen Dollar an die Al-Habtoor-Gruppe aus den Vereinigten Arabischen Emiraten verkauft.

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"Wir sind im letzten Jahr mit unserer Prognose falsch gelegen", verkündete Georg Fichtinger, Investment-Experte bei CBRE, am Montag bei einer Pressekonferenz. Denn mit dem "relativ dramatischen Einbruch" beim Investitionsvolumen habe im Vorjahr niemand gerechnet. Nach dem Rekordjahr 2015, in dem laut CBRE-Zahlen das Transaktionsvolumen bei 3,9 Milliarden Euro lag, war von einem weiteren Rekordjahr ausgegangen worden. Am Ende sind 2016 aber nur 2,7 Milliarden Euro geflossen.

So wie auch in der Vorwoche schon bei einer Pressekonferenz der Konkurrenz, wird auch bei CBRE dafür aber keineswegs die fehlende Nachfrage verantwortlich gemacht. Vielmehr gebe es nur wenige passende Produkte am Markt, zudem seien einige große Transaktionen im Vorjahr nicht mehr "geclosed" worden. "Die Verkaufsprozesse dauern heute länger. Früher gab es den Druck, vor Jahresende zu verkaufen. Das ist heute nicht mehr so", erklärte Fichtinger im Gespräch mit dem STANDARD.

Keine Blase

Für 2017 geht man in der Branche wieder von einem höheren Transaktionsvolumen aus. Mehrere größere Deals könnten schon im ersten Halbjahr über die Bühne gehen – etwa der Verkauf des DC Towers, der seit vergangenem Herbst am Markt ist.

In Österreich seien Investoren nach wie vor fokussiert auf sehr gute Lagen, so Fichtinger – im Gegensatz zu Deutschland, wo mangels passender Objekte zunehmend auch auf schlechtere Lagen ausgewichen wird. "In Österreich sind wir in einer sehr guten Situation", meint der Experte. Eine entstehende Blase sieht er daher nicht.

2016 waren es mit 56 Prozent vorrangig österreichische Investoren, die am Markt unterwegs waren. Immer öfter sehen sich aber, wie berichtet, auch ausländische Investoren um. Für 2017 rechnet Andreas Ridder, Geschäftsführer von CBRE Österreich, beispielsweise mit steigendem Interesse von südafrikanischen Investoren, die in den östlichen Nachbarländern bereits zugeschlagen haben. Fortsetzen dürfte sich auch der Trend zu Forward Purchases, also des Verkaufs schon vor der Fertigstellung eines Objekts.

Büros begehrt

Die bei Investoren begehrtesten Assetklassen sind Büros (41 Prozent der Transaktionen), gefolgt von Hotel- und Retail-Immobilien. "Enttäuschend" war das Vorjahr für Fichtinger in Bezug auf die Assetklasse Wohnen: Nur zwei Prozent des Transaktionsvolumens entfielen darauf. 2017 erwartet man bei CBRE aber eine wachsende Beliebtheit von Wohnimmobilien bei Investoren, insbesondere von Sonderwohnformen wie Studentenwohnen oder Seniorenresidenzen.

Eine weitere Prognose: Die Spitzenrenditen gehen auch 2017 weiter leicht nach unten. "Wir gehen aber davon aus, dass 2017 das letzte Jahr ist, in dem die Preise so steigen", meint Fichtinger.

Wenige neue Shopping-Flächen

Auch im Retail-Bereich stehen 2017 Veränderungen bevor: 2016 dürfte "eines der letzten großen Eröffnungsjahre" gewesen sein, berichtete Retail-Experte Walter Wölfler. Ab heuer werde die Zahl an neueröffneten Shopping-Flächen "dramatisch" abfallen, fortan gebe es hauptsächlich Sanierungen, Optimierungen und Erweiterungen von bestehenden Einkaufszentren. Die größte ihrer Art wird heuer wohl die Erweiterung des huma eleven im elften Bezirk von 30.000 auf 50.000 Quadratmeter sein. Insgesamt wird mit 37.000 Quadratmetern an neuen Shopping-Flächen gerechnet.

Auch die Zahl der Neu-Eintritte internationaler Retailer werde wohl 2017 nicht mehr an die Vorjahre heranreichen, glaubt Wölfler. 2016 waren es 37 neue Einzelhändler bzw. Marken, die in Österreich den Markteintritt wagten. (Franziska Zoidl, 16.1.2017)