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Wissenschaft sollte so früh wie möglich vermittelt werden, am besten schon im Kindergarten, meint Nobelpreisträger Shechtman.

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Wien/Jerusalem – Der israelische Physiker und Chemie-Nobelpreisträger (2011) Dan Shechtman hat sich neben seiner wissenschaftlichen Arbeit der Förderung von Unternehmensgründungen und des Nachwuchses verschrieben. Bei einem "Kamingespräch" mit Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) am Montag in Wien propagierte er die von ihm gegründeten "Wissenschafts-Kindergärten".

Shechtmans Grundidee: Wissenschaft sollte so früh wie möglich vermittelt werden – und zwar schon im Kindergarten. Diese von ihm zunächst im Radio geäußerte Vorstellung führte zu einem Pilotprojekt in 60 Kindergärten in Haifa. "Eine Gruppe von Forschern hat Kindergartenpädagogen Wissenschaft vermittelt, diese sollten das an die Kinder weitergeben. Nur: Es hat nicht funktioniert. Der Funke ist nicht übergesprungen – die Kindergärtnerinnen sind eben keine Wissenschafter. Sie können viele andere Dinge, aber das nicht."

Labor im Kindergarten

Nächster Versuch waren daher drei eigene "Wisseschafts-Kindergärten". Dort wurden die Kinder von externen Forschern betreut und "echter" Wissenschaft ausgesetzt. In einer der Kindergarten-Räumlichkeiten wurde außerdem ein Labor eingerichtet. "Das hat funktioniert", so Shechtman, der als "Professor Dan" außerdem eine (mittlerweile eingestellte) Wissenschafts-TV-Sendung gestaltet und moderiert hat. Die Idee wird nun auf sechs weitere Städte ausgeweitet. Künftig sollen aus diesen Kindergärten auch Wissenschafts-Volksschulen hervorgehen.

In Österreich ortete Shechtman ein Grundproblem: "Ihr habt zu wenig Kinder!" In Israel bekomme eine Frau im Schnitt drei Kinder, in Österreich ist es nur in etwa die Hälfte. Folge: "Wenn ihr nicht Leute aus dem Ausland holt, werdet ihr weniger." Es seien aber mehr Menschen nötig, um Start-Ups zu gründen und Jobs für gut Ausgebildete zu schaffen.

Lehrer müssen Kinder für sich gewinnen

Ähnliche Probleme wie Österreich hat Israel beim Rekrutieren von Lehrern. Man versuche nun, diese aus anderen Berufen, der Arbeitslosigkeit oder gar der Pension nach einer anderweitigen Karriere zu holen. Wichtigste Voraussetzung: Diese müssten in der Lage sein, eine Klasse für sich zu gewinnen.

Bei der Auswahl der Nachwuchs-Pädagogen sprach sich Shechtman dafür aus, vor Studienbeginn Gruppeninterviews mit Experten durchzuführen. "Die schauen sich dann an, wie sich die Kandidaten in der Gruppe verhalten, wie sie miteinander diskutieren." Wer dabei ausgesiebt werde, dürfe nicht Lehrer werden – ja gar nicht zu studieren beginnen. "Sonst werde ich sie 30 Jahre nicht los." (APA, red, 16.1.2017)