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Tim Barrow wird in Brüssel den Austritt Großbritanniens aus der EU verhandeln.

Foto: REUTERS/Francois Lenoir

"Gut, dass ein zum Ritter geschlagener Karrierediplomat einen anderen zum Ritter geschlagenen Karrierediplomaten ersetzt", ätzte Nigel Farage, der mittlerweile abgetretene Vorsitzende der EU-feindlichen UK Independence Party (Ukip). Adressat der Kritik war Tim Barrow, der Anfang Jänner seinen Posten als neuer britischer EU-Botschafter antrat. Sein Vorgänger Ivan Rogers hatte die Vorbereitungen der Regierung auf die Brexit-Verhandlungen mit der EU massiv kritisiert und war dann zurückgetreten.

Auch wenn es Farage nicht als Lob gemeint hat, Barrow als Karrierediplomaten zu bezeichnen ist nicht falsch: Seit mehr als 30 Jahren steht der 52-Jährige schon in unterschiedlichen Funktionen im Dienst des britischen Außenministeriums. Zuletzt war er von 2011 bis 2015 als britischer Botschafter in Russland stationiert. Für Barrow eine Rückkehr, denn schon Anfang der 1990er-Jahre war er in der britischen Botschaft in Moskau tätig, damals noch als Sekretär.

Keine Einmischung in Innenpolitik

Seine Botschafterrolle legte er im Gegensatz zu manchen seiner Vorgänger hintergründig an. Barrow verstehe sich als klassischen Diplomaten, einen, der sich nicht in die Innenpolitik des jeweiligen Gastlandes einmischt, lobt ihn Alexej Puschkow von der Regierungspartei Einiges Russland in einem Artikel auf der Nachrichtenseite "Politico". Unsichtbarkeit ist im Fall von Barrow allerdings nicht mit Untätigkeit gleichzusetzen. Während seiner Zeit in Moskau hatte er Themen wie den Bürgerkrieg in Syrien und den Ukraine-Konflikt zu bewältigen. Bei beiden könnte die britische und die russische Position nicht unterschiedlicher sein. Dennoch gelang es ihm, den Kontakt zum russischen Gegenüber aufrechtzuerhalten. Eine Eigenschaft, die geschätzt wird – auch von russischer Seite.

Barrow, der zwischen 2006 und 2008 auch schon britischer Botschafter in der Ukraine war, ist in den sozialen Medien unsichtbar. Während viele seiner Kollegen aus anderen Ländern etwa auf Twitter klares Profil zeigen, bleibt er im Hintergrund.

Brüssel hingegen ist kein Neuland für Barrow. Bereits Ende der 1990er-Jahre und erneut zwischen 2008 und 2011 arbeitete der Vater von zwei Söhnen und zwei Töchtern für das britische Außenministerium in Brüssel. Ob er nun auch die im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stehenden Brexit-Gespräche gewohnt geräuschlos, aber effektiv führen wird können, muss er erst beweisen. (mka, 17.1.2017)