Regensburg – Erfolgreiche Aktualisierungen sind ein zentraler Baustein des menschlichen Gedächtnisses. Wenn eine neue Information – beispielsweise ein neues Computerpasswort – an die Stelle veralteter Information treten soll, wird der ursprüngliche Gedächtnisinhalt nicht einfach überschrieben. Stattdessen wird der Zugriff auf die veraltete Information erschwert, was im Gegenzug das Erinnern der neueren Information erleichtert.

Zahlreiche frühere Befunde zeigten, dass Menschen zumindest kurzfristig ihr Gedächtnis auf diese Weise bewusst aktualisieren können. Es war jedoch weitgehend unklar, wie lange diese Effekte andauern und welche kognitiven Prozesse ihnen zugrunde liegen. Einer Forschergruppe um Karl-Heinz Bäuml und Magdalena Abel von der der Universität Regensburg untersuchte nun in einer Serie von Experimenten, wie langlebig Effekte von bewusst herbeigeführter Gedächtnisaktualisierung sind.

Die insgesamt 360 Versuchspersonen mussten sich zwei Wortlisten einprägen. Ein Drittel der Teilnehmenden erhielt nach dem Lernen der ersten Liste den Hinweis, sich diese Liste weiter zu merken und sich noch weitere Wörter einzuprägen. Das zweite Drittel der Teilnehmenden erhielt den Hinweis, die erste Liste wieder zu vergessen; dazu wurde ein Computercrash simuliert und die Probanden wurden darauf hingewiesen, dass das Experiment leider neu gestartet werden müsse.

Das letzte Drittel der Versuchspersonen wurde nach dem Lernen der ersten Liste aufgefordert, sich für eine Minute vorzustellen, durch ihr Elternhaus zu gehen und dazu eine kleine Skizze zu erstellen; derart absichtlich herbeigeführter mentaler Kontextwechsel führt in der Regel ebenfalls zu einem schlechteren Erinnern des vorausgehenden Materials. Nach einer Wartezeit von 3 Minuten, 20 Minuten oder 24 Stunden wurde ein Erinnerungstest durchgeführt, in dem sich die Versuchsteilnehmer an die Wörter der beiden Listen erinnern sollten.

Absichtliche Aktualisierung ist nachhaltig

Die Ergebnisse der Studie demonstrieren, dass der Vergessenshinweis an die Teilnehmenden ein Vergessen der veralteten Information nach allen drei zeitlichen Intervallen erzeugte. Im Gegensatz dazu erschwerte der durch die Vorstellungsaufgabe erzeugte Kontextwechsel nur kurzfristig das Erinnern der ersten Liste. Diese Befunde dokumentieren erstmals, dass absichtlich erzeugte Aktualisierungen des Gedächtnisses durchaus nachhaltig sein können. Sie werfen Licht auf die Frage, welche kognitiven Mechanismen einer erfolgreichen Gedächtnisaktualisierung zugrunde liegen. Die beobachtete Nachhaltigkeit des Aktualisierungseffekts legt auch seine Einsetzbarkeit im pädagogischen Kontext nahe. Dazu sollten weitere Experimente im praxisnahen Kontext erfolgen. (red, 22.1.2017)