Kairo – Im Fall einer 70-jährigen koptischen Christin, die bei islamistischen Ausschreitungen in Ägypten im vergangenen Mai entkleidet und misshandelt worden war, verzichten die ägyptischen Justizbehörden auf einen Prozess, wie Kathpress am Dienstag berichtete.

Laut dem Anwalt der Klägerin hatte eine Jugendbande ihr die Kleider ausgezogen und sie nackt durch die Straßen getrieben. Grund dafür war ein Gerücht, dass der Sohn der Frau ein Verhältnis mit einer Muslimin habe, so der vatikanische Nachrichtendienst "Fides". Wie der Anwalt des Opfers weiter mitteilte, beschloss die Staatsanwaltschaft am Samstag, dass der Fall "wegen Mangels an Beweisen" archiviert werden soll. In einem Interview mit einem koptischen Fernsehsender mit Sitz in den USA berichtete die Frau, dass sie und ihre Familie seit dem Anschlag nicht mehr in das Dorf zurückgekehrt seien, nachdem die Familie von Extremisten bedroht worden war.

Die Ausschreitungen, zu denen es kurz nach dem Besuch des Großimams der al-Azhar-Universität, Ahmed al-Tayyib, bei Papst Franziskus in Rom gekommen war, hatten insbesondere wegen der Demütigung der 70-jährigen Frau in der ägyptischen Öffentlichkeit großes Aufsehen erregt. (APA, 17.1.2017)