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"Hope"-Poster aus dem Wahlkampf 2008.

Foto: ap/Karen Tam

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Easter-Egg-Roll im Garten des Weißen Hauses 2013.

Foto: REUTERS/Jason Reed

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Michelle Obama mit den Töchtern Malia und Sasha.

Foto: REUTERS/Jonathan Ernst

Washington, 2017. Ein Blick auf die Inaugurationsbühne. Freitag wird Donald Trump dort angelobt.

Foto: Stella Schuhmacher

Ein neuer Präsident zieht ins Weiße Haus ein – und der Kontrast zum scheidenden Präsidenten und seiner Familie könnte nicht größer sein. Mehr als fünf Jahre habe ich während der Obama-Präsidentschaft mit meiner Familie in Washington gelebt, in relativer Nähe zum Einflussbereich des Weißen Hauses. Jetzt, in dieser Übergangszeit, überwältigen mich die Gefühle.

Als Barack Obama 2008 die Wahl gewann, waren meine Familie, Freunde und Kollegen inspiriert und begeistert. Wir hatten seine Bücher gelesen und wurden von seiner Rhetorik mitgerissen. Die Welle der Bewunderung und die Aufbruchstimmung trugen meine Familie damals von New York nach Washington – mein Mann trat einen Posten als Regierungsangestellter an.

Erste Erfahrungen in Washington

Hintergrundchecks für amerikanische Regierungsmitglieder sind zum Teil sehr genau, die ethischen Standards beeindruckend. Eine unserer ersten Erfahrungen in Washington war die Befragung unserer neuen Nachbarn durch FBI-Agenten, um herauszufinden, ob wir in kriminelle Aktivitäten verwickelt waren oder andere persönliche Probleme hatten. Das ist ein normales Prozedere für die "Security Clearance" von Regierungsangestellten. Daran ist man in Washington gewöhnt, doch für mich war das eine neue und äußerst befremdliche Erfahrung. Zahlreiche Informationen aus allen Lebensphasen mussten bereitgestellt werden; Freunde und Kollegen wurden kontaktiert und befragt.

Hohe ethische und intellektuelle Ansprüche

Ich wurde sehr vertraut mit dem politischen Amerika, mehr, als ich mir das in meinen kühnsten Träumen hätte vorstellen können. Die Namen hoher Regierungsmitglieder und Senatoren waren mir geläufig, und ich verfolgte innen- und außenpolitische Prozesse im Detail. Meine Achtung für den Präsidenten wuchs, je vergifteter das politische Klima und je schwieriger die Arbeit der Regierung wurden. Immer blieb er seinen hohen ethischen und intellektuellen Ansprüchen treu. Ich hatte bei einigen Veranstaltungen die Möglichkeit, Obama persönlich reden zu hören: Seine Worte waren beeindruckend, sein Humor anziehend, sein Lachen bestechend.

Ein Vorbild

Meine Kinder hatten das Privileg, ihre ersten Lebensjahre im von den Obamas dominierten Washington zu verbringen. Jedes Jahr machten wir Geburtstagsfotos vor dem Hintergrund des Weißen Hauses. Es war inspirierend für mich, mit den Kindern darüber zu reden, wer dort lebt, regiert und denkt. Die Easter-Egg-Roll, das traditionelle Osterfest im Garten des Weißen Hauses, wurde zur lieben Gewohnheit. Es war bewegend, Michelle Obama und ihren Töchtern zuzuhören, wie sie Kindern Geschichten vorlasen. Wir verspeisten "Bo"-Kekse – Bo ist der Name von Obamas Hund –, die wir von den Weihnachtsfeiern im Weißen Haus mit nach Hause brachten. Auch die M&Ms mit dem Siegel des Präsidenten waren bei den Kindern sehr beliebt. Wir beobachteten die beim Weißen Haus landenden und startenden Helikopter oder winkten dem vorbeifahrenden Konvoi des Präsidenten oder der First Lady zu und unterhielten uns darüber, welche aufregende Reise oder Veranstaltung wohl auf der Agenda stünde. Als Vorbild für heranwachsende Kinder konnte man sich nichts Besseres wünschen.

Gefühl des Verlusts

Ich habe unsere Washingtoner Jahre sehr genossen und blicke oft mit Wehmut darauf zurück. Ich kann mir kaum vorstellen, wie sich das politische Klima und die Stadt Washington unter dem neu gewählten Präsidenten weiterentwickeln werden. Den nächsten Wochen und Monaten sehe ich mit großem Unbehagen entgegen. Die Inauguration vor vier Jahren habe ich mit Enthusiasmus miterlebt und mitgefeiert; der kommende Freitag erfüllt mich mit einem Gefühl des Verlusts. Ich werde Präsident Obama vermissen. (Stella Schuhmacher, 19.1.2017)