In der Jubiläumsausgabe des Magazins "Emma" werden Vertreterinnen anderer feministischer Medien als "Hetzfeministinnen" bezeichnet.

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Nicht erst wegen ihrer jüngsten Äußerungen zur Kölner Silvesternacht 2016/17 wird der deutschen Feministin Alice Schwarzer Rassismus vorgeworfen.

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In der 40. Ausgabe der "Emma" widmet sich ein Artikel der feministischen Szene in Berlin und bezeichnet deren Vertreterinnen als "Hetzfeministinnen". Kritisiert werden unter anderem die unterschiedlichen feministischen Positionen, die die Berliner Aktivistinnen im Gegensatz zu "Emma" vertreten würden. Sie seien "pro Pornografie, pro Prostitution, pro Kopftuch, ja, pro Burka". Diese "Netzfeministinnen" würden "von den Medien gehätschelt".

Political Correctness und Antirassismus

In deren "liberalem Feminismus" gehe es vordergründig um "persönlichen Erfolg, Antirassismus und die Vielfalt der sexuellen Identitäten". Für "Emma" handle es sich hier um einen "selbstreferenziellen Diskurs eines sektenartigen Milieus". Junge Frauen würden vom "Dogmatismus dieser Netzfeministinnen abgeschreckt", abweichende Meinungen würden verstummen vor der "Rigidität und dem Terror dieser Politisch Korrekten".

Darunter prangt ein Bild junger Feministinnen, die sich im Jänner 2016 in der #ausnahmslos-Kampagne zusammenschlossen, um gegen sexualisierte Gewalt und Rassismus aufzutreten. Auf dem Foto sind die Autorinnen und Aktivistinnen Teresa Bücker ("Edition F"), Anne Wizorek (#aufschrei), Gizem Adiyaman (#schauhin), Jasna Strick (#aufschrei) und Stefanie Lohaus ("Missy Magazine") zu sehen. Die fünf Frauen bezeichnet das Magazin als "Hashtag-Feministinnen".

Differenzen zwischen "Alt" und "Jung"?

Bringen sich hier die "Altfeministinnen" gegen die "jungen Feministinnen" in Stellung? Die Diskussion ist nicht neu. Die unterschiedlichen thematischen Schwerpunkte und Meinungen innerhalb der feministischen Bewegung haben in den Jahren zuvor immer wieder zur Abgrenzung von und zu Solidarität mit "Emma", allen voran mit Herausgeberin Alice Schwarzer, geführt. "Kein Bock auf Spaltung", stand 2011 auf dem Titelblatt der "Emma", auf dem Cover waren unter anderen Chris Köver und Stefanie Lohaus, beide Teil der "Missy Magazine"-Redaktion, gemeinsam mit Schwarzer und anderen Medienfrauen abgebildet.

"Das Phänomen ist nicht so kurzlebig, wie es auf den ersten Blick scheint. Es taucht nur immer wieder unter neuen Labeln auf", heißt es in der "Emma". Statt wie die "Alt-Feministinnen 'klassenkämpferisch'" seien die "Jung-Feministinnen jetzt 'intersektional'". Der Vorwurf an die jungen Feministinnen: Sie würden sich nicht "nur" für die Probleme von Frauen interessieren, "sondern für die aller Geschlechter und Identitäten, aller Rassen und Klassen".

Die Alice-Schwarzer-Frage

Nicht erst wegen ihrer jüngsten Äußerungen zur Kölner Silvesternacht 2016/17 wird Schwarzer Rassismus vorgeworfen. Ihr Buch "Der Schock" zu den Ereignissen in Köln vor einem Jahr wurde vom "Missy Magazine" als "rassistische Hassschrift" eingestuft. Autorin Mithu Sanyal sprach von "Hatespeech im Feminismus-Mantel".

HYPERBOLE

Als rassistisch sieht auch die Journalistin Lohaus, die in einem Video auf Youtube die "Alice-Schwarzer-Frage" gestellt bekommt, die "Emma"-Herausgeberin. Ob die deutsche Frauenrechtlerin für sie ein Vorbild oder eine "verkommene Selbstdarstellerin" sei, beantwortet sie mit einem klaren: "Nein, kein Vorbild." (chrit, 18.1.2017)