Erwin Pröll erklärt seinen Rücktritt.

Foto: tvthek.orf.at/screenshot

Sondersendungen zeigen uns an, wann etwas wirklich Epochales geschehen ist. Es gibt keine "ZiB spezial" einfach nur so. Im Vorjahr etwa zum Brexit, zur Aufhebung unserer Bundespräsidentenwahl oder zur US-Wahl. Sie ist genreübergreifend. Manchmal gibt es sie auch anlässlich großer Naturkatastrophen.

Am Dienstag fiel zwar nicht die Sonne vom Himmel, aber eine "Ära" ging zu Ende. Und das konnte man nicht regulär in der "ZiB" um 13 Uhr berichten, sondern sendete um 11.53 Uhr eine "ZiB spezial" auf ORF 2: In einem knackigen Beitrag von 2:17 Minuten, von denen 1:52 aus Auszügen der Rücktrittsrede Erwin Prölls bestanden, wurden Menschen in und außerhalb Radlbrunns informiert, dass sich Pröll im März gänzlich zurückziehen wird.

Keine Amtszeit, nein, eine Ära gehe da zu Ende, darin waren sich alle Kommentatoren aller Bundesländer einig. Was sich da zeitgleich in Niederösterreich abgespielt haben mag, ahnt man nur. Volksschullehrerinnen, die den Unterricht weinend abbrachen, während die Kinder ihre Köpfe wimmernd auf ihre Rechenhefte sinken ließen. Weinbauern, die sich für mehrere Stunden in ihre Keller zurückzogen, um Trost im Wein zu finden. Musiker, die Notenblätter zerknüllten, und Maler, die ihre Pinsel ungläubig von sich wegwarfen. Geschäfte schlossen früher, weil man einfach nicht weiterarbeiten konnte, als sei nichts geschehen.

Auf Radio Niederösterreich nahm man sich Mittwochfrüh mehr Zeit, da war auch die eine oder andere zitternde Einheimischenstimme zu hören. Die nächste "ZiB spezial" ist übrigens nicht dem Melodram, sondern dem apokalyptischen Horrorgenre gewidmet: am Freitag zur Inauguration des 45. US-Präsidenten. (Colette M. Schmidt, 18.1.2017)