Urbana-Champaign/Mexiko-Stadt – Ein Großteil der über 400 heute lebenden Primatenarten ist bedroht. Viele davon könnten im Laufe der nächsten 25 bis 50 Jahre für immer verschwinden, wenn nichts zu ihrem Schutz unternommen wird, warnen 31 Experten im Fachmagazin "Science Advances". Anhand von Studien, Datenbanken der Vereinten Nationen und der Roten Liste der bedrohten Arten der Weltnaturschutzunion IUCN erfassten die Forscher, wie es weltweit in den Reihen unserer unmittelbaren Verwandtschaft aussieht.
Die größte Bedrohung für die verschiendenen Primatenarten ist laut den Forschern die zunehmende Ausweitung landwirtschaftlicher Flächen, gefolgt von Rodung und Weideviehhaltung. Auch Jagd und illegaler Tierhandel setzen den Beständen zu, ebenso Bergbau und Straßenbau.
"Die Bestände von mehreren Arten von Lemuren, Affen und Menschenaffen sind auf wenige Tausend Tiere gesunken", sagte der Anthropologe Paul Garber von der University of Illinois in Champaign, der die Studie gemeinsam mit Alejandro Estrada von der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko in Mexico-Stadt geleitet hat. Besonders extrem: Vom Hainan-Schopfgibbon, einem in China lebenden Kleinen Menschenaffen, sind weniger als 30 Tiere übrig.
Primaten liefern wertvolle Einblicke in die menschliche Evolution und spielen eine wichtige Rolle in den Ökosystemen, in denen sie leben. Um sie vor dem Aussterben zu bewahren, müsse insbesondere auch Armut bekämpft werden, betonen die Studienautoren. Die Lebensräume dieser Spezies überlappen sich meistens mit einkommensschwachen Regionen mit stark wachsender Bevölkerung.
Vier Länder beherbergen zwei Drittel aller weltweit vorkommenden Primatenarten: Brasilien, Indonesien, Madagaskar und die Demokratische Republik Kongo. Diese Regionen seien daher die offensichtlichen Ziele für Maßnahmen, um den Rückgang dieser Spezies aufzuhalten. (APA, red, 19. 1. 2017)