Wenn der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier wenige Tage nach der Nominierung zum Bundespräsidenten ein Buch über seine Arbeit vorlegt, dann muss man wohl von einem Vermächtnis sprechen.

Doch die gut 200 Seiten Flugschreiber sind eher die amüsante Anekdotensammlung eines Vielreisenden als ein ernsthafter Blick in den Instrumentenkasten der internationalen Diplomatie. Man erfährt am Beispiel des mongolischen Pferds "Donnernde Hufe", was es bedeuten kann, Gastgeschenke zu erhalten, die man nicht ablehnen kann.

Weniger konkret sind hingegen die Ausführungen über die Mittel und Ziele der deutschen Außenpolitik. Steinmeier redet zwar von wachsender Verantwortung und der notwendigen Neuverortung der europäischen Mittelmacht Deutschland in einer nonpolaren Welt, die nach einer neuen Ordnung sucht. Wie diese aussehen könnte, welche Rolle Deutschland und die von Steinmeier so gepriesenen internationalen Organisationen dabei spielen sollen, bleibt hingegen offen. Ebenso die Zukunft der transatlantischen Beziehungen unter Donald Trump, die Gefährdungen der EU durch den Neonationalismus zu Hause und durch die autoritären Nachbarn Russland und Türkei von außen. Und auch kein Wort über die Verwerfungen, die die deutsche Austeritäts- und Flüchtlingspolitik innerhalb der EU angerichtet haben.

Ein Volksbuch also, bei dem aufmerksame Leser bei logischen Schnitzern ins Grübeln kommen können. Ist die konsequente Fortführung einer "Nie wieder"-Politik wirklich die Formel "Nie wieder allein"? Oder ist das genau genommen nicht das glatte Gegenteil?

Aber solche Widersprüche gehen schon mal unter im wattig-einschläfernden Steinmeier-Sound, der so prima zur unaufgeregten Art der deutschen Bundeskanzlerin passt. Auch wenn die Nominierung von Frank-Walter Steinmeier ein politischer Coup des SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel war, dieses Buch beweist es einmal mehr: Vor einem Bundespräsidenten Steinmeier muss sich Angela Merkel wahrlich nicht fürchten. (Claus Heinrich, 18.1.2017)