Wien – Die anstehenden Regierungsrochaden in Wien könnten demnächst auch für Unruhe im roten Parlamentsklub sorgen. Denn wenn SPÖ-Klubchef Andreas Schieder als Finanzstadtrat und neue Bürgermeisterhoffnung in die Bundeshauptstadt wechselt, wird sein Posten im Parlament vakant – und als logischer Nachfolger drängt sich vorerst niemand auf.

Seinem Vorgänger und bisherigen Vize Josef Cap, seit 2014 geschäftsführender Präsident des roten Renner-Instituts mit gut dotiertem Gehalt, werden nämlich keinerlei Chancen eingeräumt. "Er gilt als Vertreter des alten Systems und war da überall dabei", sagt ein Kenner des Klubs.

Auch Jan Krainer könnte man, um ihm zu schaden, eine Nähe zum alten Regime in der SPÖ nachsagen: Immerhin hatte ihn der verstoßene Kanzler und Parteichef Werner Faymann als wirtschaftspolitischen Berater ins Kabinett geholt. Trotzdem gilt der 48-jährige Wiener nicht als Faymann-Mann – sondern als sehr geschickt darin, es sich weder mit einer innerparteilichen Seilschaft zu verscherzen noch sich auf eine solche festlegen zu lassen.

Abgesehen von der Verbindlichkeit adeln den Jugendfreund des höchst Faymann-kritischen Schieder parlamentarische Meriten zu einem der Favoriten für den Job als Klubchef: Krainer ist Finanzsprecher und führte die SPÖ-Fraktion im Untersuchungsausschuss zur Hypo-Affäre.

Gute Chancen werden aber auch zwei Frauen eingeräumt: Gesundheits- und Frauenministerin Sabine Oberhauser sowie der ehemaligen Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek. Als ungewiss gilt jedoch, ob sich Oberhauser, zwar wohlauf, aber wegen ihrer Krebserkrankung nach wie vor in Behandlung, den Job überhaupt antun will. Denn als SPÖ-Klubchefin wäre sie nicht nur im ständigen Visier der Opposition, sondern mitunter auch des Koalitionspartners ÖVP. Ambitionen werden jedenfalls Heinisch-Hosek nachgesagt. Ein Atout der 55-jährigen Niederösterreicherin: Sie ist Frauenchefin der SPÖ.

Ebenfalls als potenzieller Schieder-Nachfolger genannt wird Verfassungssprecher Peter Wittmann, allerdings gilt er mit seiner Rechtsanwaltskanzlei als ausgelastet – und der Klubobmann ist ein Fulltime-Job. Er selbst kommentiert die aktuellen Spekulationen im STANDARD-Gespräch so: "Ich schwöre: Das höre ich zum ersten Mal. Deswegen habe ich mir das nicht überlegt – und will mir das auch gar nicht überlegen."

Gerüchte sprießen auch rund um Wiens Wohnbaustadtrat Michael Ludwig. Eines davon lautet, dass ihn Bürgermeister Michael Häupl am liebsten ins Parlament hieven würde. Im SPÖ-Klub hält das mancher für unwahrscheinlich: "Das würde Ludwigs Demontage bedeuten", gelte als fatales Signal an den rechten Flügel und sei deswegen so gut wie "ausgeschlossen". (Gerald John, Nina Weißensteiner, 19.1.2017)