Die Seite stellt Touristen und fröhliche Besucher des Holocaust-Mahnmals in Berlin bloß

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Ein neuer Blog sorgt für aufgeregte Debatten in sozialen Medien. Der Satiriker Shahak Shapira, der als Jugendlicher von Israel nach Berlin kam, hat Selfies vom Holocaust-Mahnmal in Berlin mit historischen Fotos der Gräueltaten kombiniert. In den Fotocollagen jonglieren Touristen vor Skeletten oder "hüpfen auf toten Juden".

Er will Menschen mit "Yolocaust" klar machen, dass es sich bei dem Denkmal um ein Mahnmal handelt und sie "zum Nachdenken bringen". Er wolle aber "den Leuten nicht sagen, was sie machen dürfen und was nicht", so Shapira zu jetzt.de. Der Satiriker kritisiert AfD-Politiker Björn Höcke, der das Mahnmal als "Denkmal der Schande im Herzen der Hauptstadt" bezeichnet hatte.

Datenschutz missachtet

An Shapiras Projekt gibt es jedoch auch Kritik. So verpixelt er die Gesichter der abgebildeten Personen nicht, deren Fotos er aus sozialen Medien entwendet hat. Sie können sich allerdings per E-Mail bei Shapira melden. Sein Blog ist nicht der erste, der das Verhalten der Menschen am Mahnmal kritisiert. So gibt es Sammlungen von Nutzern, die Bilder des Mahnmals für die Dating-Plattformen Tinder und Grindr nutzen.

Peter Eisenman, Architekt des Mahnmals, hatte es nach seiner Einweihung als "keinen heiligen Ort" bezeichnet. "Menschen werden im Feld picknicken. Kinder werden in dem Feld fangen spielen. Es wird Mannequins geben, die hier posieren", sagte Eisenman 2005 zum Spiegel.

Selfies in Auschwitz

Während das "angemessene Verhalten" am Mahnmal also unterschiedlich interpretiert wird, gibt es über Konventionen in historischen Vernichtungslagern keine Zweifel. Doch auch hier sorgten allzu fröhliche Selfies zuletzt für Kontroversen. Damals gelangte auch der Hashtag "Yolocaust" in die Medien. Eine Interpretation für solches Verhalten wäre jedoch auch, dass junge Menschen mit ihren Eindrücken des Ortes überfordert sind.

Außerdem machen laut der Erinnerungsstätte in Auschwitz viele Besucher Fotos, bevor sie die Ausstellung besuchen. Erst dann begreifen sie, an was für einem Ort sie sich befinden. (fsc, 19.1.2017)