Die Filmpionierin und Aktivistin der Frauenbewegung Käthe Kratz wird 70. Hier 2002 bei einem Interview.

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Wien – In der heimischen Filmszene ist ihr Name untrennbar mit dem Pioniergeist der Frauenbewegung verbunden: Käthe Kratz, die am 24. Jänner ihren 70. Geburtstag feiert, schrieb sich als erste Regie-Studentin der Wiener Filmhochschule, als erste TV-Spielfilmregisseurin Österreichs, aber auch als Gestalterin sensibler, sozial engagierter Dokus in die Chroniken ein.

Aktion Filmfrauen

Die gebürtige Salzburgerin gehörte gemeinsam mit Susanne Zanke, Kitty Kino, Heide Pils und der 1994 verstorbenen Margareta Heinrich zur informellen Gruppe "Aktion Filmfrauen", die längst nicht mehr existiert. "Aber Anfang der 1980er-Jahre haben wir viel in Bewegung gebracht", erklärte sie einmal in einem APA-Interview. Gegen Ende des Jahrzehnts und die ganzen 1990er-Jahre hindurch sei die Frauenquote in Österreich allerdings wieder gegen Null gegangen. "Nach einer Phase, in der wir gedacht haben, es hat sich in den Köpfen der Menschen gesetzt, dass auch Frauen etwas zu erzählen haben, war das sehr bitter."

2013 gab sie gemeinsam mit Lisbeth N. Trallori den Band "Liebe, Macht und Abenteuer – Zur Geschichte der Neuen Frauenbewegung in Wien" heraus: "30 Frauen, die sich in den 1970er-Jahren in der AUF ('Aktion Unabhängiger Frauen') fanden, erzählen – heiter, empört, analytisch, kämpferisch, kritisch, ironisch, nachdenklich, witzig und bisweilen etwas betrübt angesichts der zunehmenden Lasten, die (wieder) auf die Schultern der Frauen fallen".

Spurensuche

Ihre eigene Karriere hatte noch in Studientagen ihren Anfang genommen. Nach ersten Dokumentarfilmen als freie Mitarbeiterin des ORF folgten Spielfilme fürs Fernsehen, darunter "Glückliche Zeiten" (1976, mit Dieter Berner), die fünfteilige historische Reihe "Lebenslinien" (1979-88), die 1983 auch als Roman erschien und sich heute in der DVD-Edition "Der österreichische Film" wiederfindet, oder "Im Zeichen der Liebe" (1994) sowie Kinofilme wie "Atemnot" (1983) oder "Das 10. Jahr" (1994), das zwei Jahre zuvor unter dem Titel "Herzlich willkommen" als Theaterstück herausgekommen war.

Viel Aufmerksamkeit erlangte Kratz, die lange mit Peter Turrini liiert war, mit ihren beiden Dokus "Abschied ein Leben lang" (1999) und "Vielleicht habe ich Glück gehabt" (2003). Drei Emigrantinnen, die heute alle in den USA leben, lässt sie in ihrem "Abschieds"-Film von ihrem Alltag vor dem "Anschluss", von Flucht und Exil berichten. Der Streifen verbindet die Erinnerungen der Frauen mit Aufnahmen von der Nachbildung der Synagoge in der Neudeggergasse in Wien-Josefstadt. Auf die Spuren junger Flüchtlinge machte sich Kratz in "Vielleicht habe ich Glück gehabt" – und stellt die Schicksale von Flüchtlingskindern im heutigen Österreich jenen von aus Österreich vertriebenen jüdischen ExilantInnen im damaligen London einander gegenüber.

Neben ihrer filmischen Tätigkeit unterrichtete Kratz etwa an der Wiener Filmakademie oder an der Donauuniversität Krems. In den vergangenen 15 Jahren etablierte sie außerdem einen zweiten Wohnsitz und eine zweite Karriere als Gastgeberin – auf der kleinen kroatischen Insel Solta. Das malerische Haus in dem verschlafenen Fischerdörfchen Maslinica wurde bald auch für Freunde, Bekannte und deren Bekannte zu einem beliebten Entspannungsdomizil. Kratz selbst verbringt jeweils ein halbes Jahr auf der Insel. (APA, 19.1.2017)