Spurwechsel: Eine Skitourengruppe stapft übers Daberkees

Foto: Uwe Grinzinger

Die Skitour zum Sillingkopf führt hinauf in hochalpine Regionen.

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Kurz vor der Grünseehütte sollte man Richtung Sillingkopf abbiegen, sonst landet man am Hochgasser (links hinten).

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Vor Jahrhunderten führten nur Handelspfade für Salz, Wein oder Gewürze über die Alpen. Mancherorts entschärften sogenannte Tauernhäuser die beschwerlichen Märsche. Als Stützpunkte boten sie Säumern und Lasttieren Zuflucht und Verpflegung, die Wirte hielten Ausschau nach in Not Geratenen. Diese Aufgabe hatte auch das Matreier Tauernhaus auf der Südseite des Felbertauernpasses, das seit mehr als 800 Jahren besteht.

Heute meistern alle Reisenden den Felbertauern. Dank Autotunnel können sie bis vor die Haustüre des Matreier Tauernhauses fahren. Aufpäppeln lassen sich die Gäste in den gemütlichen Stuben der altehrwürdigen Unterkunft aber nach wie vor gerne. Müde Skitourengeher zum Beispiel, die wegen der zahlreichen Ziele ringsum kommen.

Reich an Höhenmetern

Einer der Klassiker ums Matreier Tauernhaus ist die Skitour auf den Sillingkopf (2.858 m), oft auch nur "der Silling" genannt. Sie beschert umwerfende Ausblicke auf Großvenediger sowie Großglockner und ist nicht allzu schwierig. Wohl aber führt sie in hochalpine Regionen, die Länge und der stattliche Höhenunterschied verlangen Ausdauer. Schlüsselstelle ist die lange Querung zum Dabersee: Auf den steilen Südhängen müssen stabile Schneeverhältnisse herrschen, speziell bei starker Sonneneinstrahlung sollte man hier nicht zu spät dran sein.

Vom Tauernhaus gehen wir rund 30 Meter auf der Straße Richtung Innergschlöss und biegen bei einem Zaun rechts auf eine Wiese ab. Über diese hinauf zur ehemaligen Felbertauern-Ersatzstraße, die wir bei einer Rechtskehre erreichen. Auf der Straße bis zur nächsten Rechtskehre, rund 100 Meter danach nach links eine steile Waldschneise hinauf. Anschließend nordöstlich über freie Hänge, bis wir auf 2.160 Metern eine kleine Terrasse erreichen, von der man die unbewirtschaftete Grünseehütte sieht. Spätestens hier biegen wir scharf nach rechts ab und queren die steilen Hänge unterm Daberkögele zuerst nach Südosten, dann nach Osten. In die Querung mündet auch eine steilere – und daher meist heiklere – Aufstiegsvariante direkt vom Felbertauerntunnel-Südportal.

Übers Daberkees zum Gipfel

Schließlich geht es recht flach zur Senke mit dem Dabersee. Ihn umgehen wir am Südufer und steigen zuerst nach Südosten auf, später nach Nordosten. So gelangen wir zwischen Felsabstürzen zur Linken und dem Verbindungsgrat Glockenkogel–Sillingkopf zur Rechten aufs Daberkees, wo Spalten im Normalfall kein Thema sind. Nun im Rechtsbogen über den Gipfelhang in einen kleinen Sattel (eventuell Skidepot) und in wenigen Minuten zum Gipfel.

Wer nicht auf derselben Route hinunterschwingen möchte, kann das Daberkees nach Norden traversieren, westlich unter der Amertaler Höhe queren und den Dabersee im weiten Linksbogen auf der Nordseite umfahren, bis man wieder auf die Aufstiegsspur trifft. Unersättliche Gipfelsammler nehmen noch Amertaler Höhe (2.841 m) und den Riegelkopf (2.920 m) mit. Solche Extratouren bleiben jedoch nur absolut fitten Zeitgenossen vorbehalten. (Uwe Grinzinger, 20.1.2017)