Karl I. holte Orazio Gentileschi als Hofmaler nach England. 1636 erwarb der König dieses Frauenporträt, das im Inventar als "done by Jentellesco" verzeichnet wurde.

Foto: Sotheby's

Bislang unbekannte Studie zum Martyrium des Hl. Sebastian von Leonardo da Vinci.

Foto: Tajan

Leonardo da Vinci (1452- 1519) ist bekanntlich immer für eine Sensation gut. Denn seine Werke sind auf dem Kunstmarkt de facto nicht verfügbar, da das Gros seines künstlerischen OEuvres seit Jahrhunderten in institutionellen Sammlungen verwahrt wird. Sporadisch tauchen Arbeiten auf, die nach eingehender Prüfung durch Fachleute dem Universalgenie zugeschrieben und sodann als Entdeckung gefeiert werden.

So auch im Falle einer Skizze, die für 15 Millionen Euro bei Tajan (Paris) hätte versteigert werden sollen. Im Frühjahr vergangenen Jahres hatte ein Pensionist dem Auktionshaus eine Mappe mit 15 Arbeiten auf Papier vorgelegt. Darunter befand sich ein rund 19 mal 13 cm großes Blatt, das auf der Vorderseite eine männliche Figur zeigte, die ikonografisch schnell als jener Heilige identifiziert werden konnte, dessen man traditionell am 20. Jänner gedenkt: der Märtyrer Sebastian.

Notizen eines Linkshänders

Auf der Rückseite des Blattes fanden sich weiters Diagrammstudien zu einer brennenden Kerze samt Notizen, die eindeutig nicht von einem Rechtshänder verfasst wurden. Sondern von einem Linkshänder, wie Leonardo einer war.

Der Rest ist gewissermaßen jüngere Geschichte. Die Skizze wurde Carmen Bambach, Kuratorin für italienische und spanische Zeichnungen des Metropolitan Museum of Art (New York) vorgelegt, die von einer Autorenschaft Leonardos überzeugt ist.

Die Skizze wird vorerst doch nicht versteigert, da die französischen Behörden Anfang Jänner ein Ausfuhrverbot verhängten. Zeitgleich lief ein Ersatzkaufverfahren an, das Museen die Option bietet, in einem gewissen Zeitraum die Geldmittel für einen Ankauf zu generieren. Die von Tajan kalkulierten 15 Millionen Euro orientieren sich an einem Ergebnis von 2001, als Christie's eine kleinformatige Studie für 13,42 Millionen Euro versteigerte.

Zur aktuell in New York anlaufenden Auktionssaison erkoren Liebhaber Alter Meister Orazio Gentileschis Porträt einer unbekannten Frau, das kommende Woche (25. 1.) im Zuge einer Abendauktion (Schätzwertsumme 19,5- 27,8 Mio. Dollar) bei Sotheby's zwischen zwei und drei Millionen Dollar einspielen soll. Erst im Jänner 2016 hatte Genileschis Darstellung der Danaë für Furore gesorgt, als diese via Sotheby's für 30,5 Millionen Dollar (rd. 28 Mio. Euro) in den Bestand des Getty-Museums in LA wechselte.

Im Schatten der Tochter

Der Künstler war der erste Italiener, der dem Ruf Karls I. nach England folgte. 1626 verabschiedete sich Gentileschi vom Vatikan und den Medicis als bisherige Hauptauftraggeber und übersiedelte nach London. In einer Phase übrigens, in der er in seiner Heimat künstlerisch fast schon im Schatten seiner Tochter Artemisia stand, die eine eigene Werkstatt in Neapel betrieb und teils höhere Honorare erhielt als ihre männlichen Kollegen.

Das aktuell offerierte Gemälde gelangte 1636 in den Besitz des englischen Königs. Nachdem Karl I. am 26. Jänner 1649 zum Tode verurteilt und am 30. Jänner hingerichtet worden war, wurden seine Besitztümer verkauft. Darunter auch dieses Frauenporträt, das zuletzt in einer amerikanischen Privatsammlung beheimatet war. Einen Teil des Auktionserlöses wird der Verkäufer dem Philadelphia Museum of Art spenden, zweckgewidmet für das Department Europäische Malerei und Skulpturen. (Olga Kronsteiner, 21.1.2017)