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Präsident Hugo Chávez hinterließ nach seinem Tod 2013 in Venezuela einen Scherbenhaufen.

Foto: Reuters / Ueslei Marcelino

"Ich bin das Volk" – diesen Satz, der die Essenz des Populismus destilliert, hörte man oft in Venezuela, meist aus dem Mund des verstorbenen Präsidenten Hugo Chávez. Seine "bolivarische Revolution" begann 1999 als ehrgeiziges Projekt einer neuen linken Utopie. Getragen von breiter Zustimmung und der Hoffnung auf eine gerechtere Verteilung des Erdölreichtums, beflügelt vom Höhenflug der Erdölpreise, bald ferngesteuert vom sozialistischen Kuba.

Heerscharen von Sympathisanten pilgerten nach Venezuela, um Sozialprojekte zu begutachten, lobhudelnde Schriften zu verfassen und dem Anti-US-Imperialismus zu huldigen. Lange sah es so aus, als könnte Venezuela mit seinem demokratischen Sozialismus der Region seinen Stempel aufdrücken. Von Honduras über Brasilien und Ecuador bis nach Argentinien reichte die "progressive" Allianz.

500 Prozent Inflation

Doch das Projekt hat seinen 2013 verstorbenen Initiator nur mit Ach und Krach überlebt. 18 Jahre später steht es vor einem Scherbenhaufen: 500 Prozent Inflation, eine um zehn Prozent schrumpfende Wirtschaft, die Währung im freien Fall, galoppierende Kriminalität, knappe Nahrungsmittel und Medikamente und ein unpopulärer Präsident, der sich nur dank des Militärs und der Suspendierung von Wahlen an der Macht halten kann.

Was lief schief? Der Absturz der Erdölpreise, Sabotage, Subversion der bürgerlichen Opposition, sagen jene, die noch an die Revolution glauben. Die meisten – besonders die vormaligen intellektuellen Stützen der Revolution – nennen andere Gründe: Chávez' an Größenwahn grenzende Egozentrik, seine Beratungsresistenz, sein Freund-Feind-Schema, seine ökonomische Verbohrtheit, vor allem aber seine korrupte Entourage, deren Bereicherung er im Gegenzug für absolute Loyalität duldete und die heute an der Macht ist.(Sandra Weiss aus Puebla, 21.1.2017)