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Indiens Premierminister Narendra Modi nimmt sich Nazideutschland zum Vorbild. Er ist ein Populist, der mit Hetze gegen Minderheiten erfolgreich ist.

Foto: AP / Manish Swarup

Unser Land ist sehr in Misskredit gebracht worden", klagte der Redner auf der Bühne im Madison Square Garden in New York. Er werde hart arbeiten, um die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen, versprach er 20.000 euphorisch jubelnden Zuhörern. Doch nicht US-Präsident Donald Trump begeisterte hier mit seiner brandgefährlichen Rhetorik die Massen, nein, der Redner war Indiens Premierminister Narendra Modi, der 2014 in New York zu seinen Anhängern sprach, fast ein Jahr bevor Trump seine erste Wahlkampfrede hielt.

Modi, Mitglied einer ultrarechten Hindu-Organisation, deren Gründer sich Nazideutschland zum Vorbild nahmen, hat viele Elemente des Aufstiegs von Trump vorweggenommen: Der Populist gewann Mitte 2014 die Wahl mit der Verteufelung religiöser Minderheiten, Hetze gegen die Medien und korrupte Eliten und mit einer guten Portion Machismus.

Früher als Trump hat Modi mit seinem feinen Gespür für Trends das politische Potenzial einer unbestimmten Unzufriedenheit mit der wirtschaftlichen Entwicklung des Subkontinents und der herrschenden Klasse wahrgenommen. Früher als Trump hat Modi auch die neue Macht der sozialen Medien erkannt. Der Premierminister unterhält zwei Twitter-Accounts, um direkt mit seinen 24 Millionen "Followern" zu kommunizieren. Er gibt nur selten Pressekonferenzen.

Fest im Sattel der Macht

Innerhalb von zweieinhalb Jahren hat Modi Indien, das sich gern als die größte Demokratie der Welt bezeichnet, grundlegend verändert. Der Politiker, der sich bei den Massen als der Sohn eines armen Teeverkäufers verkauft, sitzt so fest im Sattel der Macht, dass sich Beobachter die Augen reiben. Selbst politische Fehlgriffe, die andere Politiker die Karriere kosten würden, können Modi nichts anhaben. Die Opposition ist kraft- und führungslos, die Medien wagen kaum Widerspruch.

Ein Klima der Angst hat sich breitgemacht. Menschenrechtsorganisationen, Schriftsteller und Künstler, die sich kritisch äußern, werden als anti-nationalistisch beschimpft und vom rechten Mob bedroht. Selbst Legenden wie Bollywood-Schauspieler Aamir Khan bekamen dies zu spüren: Als der Filmstar 2015 die zunehmende Intoleranz im Land beklagte, wurde dem indischen Muslim geraten, nach Pakistan auszuwandern. Inzwischen hat Khan nur gute Worte für Modi.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch zeigte sich in ihrem jüngsten Bericht besorgt über die Entwicklung. Gleichzeitig schwächelt Indiens Wirtschaft, die von Modi versprochenen Arbeitsplätze und das "Wachstum für alle" bleiben aus. Und der Premier ist ein Meister der Manipulation, der die Unzufriedenheit der Massen auf die Schwachen richten kann: auf Muslime, auf Christen, auf Studenten, auf Kastenlose. Wann immer sektiererische Gewalt ihre hässliche Fratze zeigte, hat Modi stets weggeschaut. (Agnes Tandler, 21.1.2017)