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Die Rettungskräfte suchen weiterhin nach Vermissten.

Foto: ap/ansa

Penne – An dem von einer Lawine verschütteten Hotel in Italien setzen Helfer die Suche nach möglichen weiteren Überlebenden fort. Dutzende Rettungskräfte waren am Sonntagmorgen an der Unglücksstelle im Einsatz. Aus dem unter Schneemassen begrabenen Hotel gab es jedoch seit mehr als 24 Stunden kein Lebenszeichen mehr.

Am Samstagfrüh hatten die Helfer vier weitere Überlebende gerettet, zwei Frauen und zwei Männer. Damit wurden insgesamt neun Menschen lebend aus dem Inneren des Hotels geborgen, darunter vier Kinder. Zwei Männer hatten das Lawinenunglück im Freien überlebt und waren bereits am Donnerstag gerettet worden. Bis Sonntag bargen die Helfer zudem fünf Leichen, darunter die Eltern eines der geretteten Buben.

"Wir haben noch Hoffnungen, dass Menschen am Leben sind", betonte Zivilschutzchef Fabrizio Curcio. Die Lage sei jedoch äußert schwierig, die Lawine enorm gewesen. "Es ist als ob 4.000 beladene Lkw, die 120.000 Tonnen schwer sind, aufs Hotel gerutscht wären", berichteten Experten nach Medienangaben.

"Es war wie eine Bombe. Plötzlich sind Pfeiler auf uns eingebrochen. Ich saß auf einem Diwan und ein Pfeiler hat ihn entzwei geteilt. Plötzlich standen wir zu dritt in einem Quadratmeter. Wir haben gebetet und Schnee gegessen. Nicht weit von uns hörten wir die Stimmen von Kindern, mit denen wir jedoch nicht sprechen konnten. Wir hatten riesige Angst", sagte Vincenzo Forti, einer der Überlebenden.

Die Lawine war am späten Mittwochnachmittag durch eine Serie von Erdbeben ausgelöst worden und hatte das dreistöckige Viersterne-Hotel "Rigopiano" unter Schneemassen begraben. Das "Rigopiano" liegt einsam in 1.200 Metern Höhe am Hang des Gran Sasso-Berges.

Seit Tagen ohne Strom

Die Bevölkerung im Erdbebengebiet zwischen den mittelitalienischen Regionen Abruzzen, Latium und Marken verliert indes allmählich die Nerven. Dutzende Gemeinden sind nach den heftigsten Schneefällen seit Jahrzehnten immer noch abgeschnitten, viele Haushalte müssen seit Tagen ohne Strom auskommen.

Zu Protesten kam es am Samstag vor dem Sitz des Zivilschutzes in der Stadt Rieti nahe bei Amatrice. Bürger forderten die Behörden laut auf, mehr für die Bauern und Viehzüchter in den Erdbebengemeinden Amatrice und Accumuli zu tun, die seit Tagen allein und unter äußerst schwierigen Umständen ihre Tiere versorgen müssen. Die Bürger betonten, sie seien von den Behörden im Stich gelassen worden. Diese seien vollkommen unvorbereitet auf die Schneefälle gewesen, die von den Meteorologen schon vor Tagen angekündigt worden waren. Es fehle an Schneeräumern, Straßen seien seit Tagen unpassierbar.

Den Unmut der Abruzzen-Bevölkerung bekam auch Vize-Innenminister Filippo Bubbico zu spüren. Dieser wurde in der Adria-Stadt Pescara von Angehörigen der Vermissten des von einer Lawine verschütteten Hotels Rigopiano beschimpft. Sie warfen dem Politiker vor, ihnen nur bruchstückweise Informationen über die Bergungsarbeiten und die Namen der Geretteten zu liefern.

Auch die italienische Energiegesellschaft ENEL ist wegen der Stromausfälle unter Druck geraten, die über 130.000 Haushalte betroffen haben. Wegen der vereisten Straßen sei es für die ENEL-Fachleute äußerst schwierig, die Probleme mit der Stromversorgung zu beheben, rechtfertigte sich ENELs Manager Carlo Tamburi.

Die Menschen in den Abruzzen werden seit August immer wieder von starken Erdbeben heimgesucht – am Mittwoch trafen vier Erdstöße der Stärke über 5 die Region. Experten rechnen mit weiteren Beben. (APA, 22.1.2017)