1990 und in Seefeld holte Walter Kroneisl seinen letzten Weltmeistertitel. Er kombiniert sich zu Gold – sichtlich mit großer Begeisterung.

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Walter Kroneisl hätte auch Skispringer werden können.

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Kroneisl Stahl nährt Walter Kroneisl, dessen Familie und insgesamt 26 Mitarbeiter.

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Wien/Linz – Walter Kroneisl (55) hat mit seinem Sport abgeschlossen. Oder auch nicht. Denn einerseits will der Unternehmer nicht mehr anstreifen an eine entwicklungsresistente und deshalb kaum noch präsente Szene. Andererseits hat der fünfmalige Weltcupgesamtsieger und achtfache Weltmeister noch fünf Rennbobs und fünf herkömmliche Geräte zu Hause – für sich selbst und seinen erwachsenen Sohn, der gerne mit Freunden ausrückt, um einem Sport zu frönen, der heute fast schon exotisch anmutet.

Und Walter Kroneisl hat einen fertigen Konstruktionsplan für einen modernen Skibob in der Schublade. Im Kopf hat er, wie sein Sport wieder fröhliche Urstände feiern könnte auf den Pisten dieser Welt. Schließlich spreche viel für ihn. Vor allem, dass er leicht zu erlernen sei. "Das geht in einer Viertelstunde. Wer Rad fahren kann, kann auch Skibob fahren", sagt Walter Kroneisl.

Wintersportler

In Begleitung eines mehrfachen Weltmeisters und Weltcupsiegers kann man sogar als Laie einen fast perfekten Skibobtag erleben. Wie jener Laie, der einen ebensolchen Tag mit Walter Kroneisl zugunsten der Sporthilfe ersteigert hatte und dann den Zwölferkogel ob Saalbach-Hinterglemm genau kennenlernte. "Wir waren ganz oben, haben die WM-Strecke befahren, mit allem Drum und Dran", sagt der Ersteigerte. Für einen Anfänger auf Alpinski fast undenkbar.

Walter Kroneisl ist natürlich auch ein exzellenter Skifahrer. Schließlich verbrachte der geborene Linzer seine ersten sechs Lebensjahre in Saalbach- Hinterglemm. Walter Kroneisl senior, Gründer eines Linzer Eisengroßhandels, hatte 1961 das heute noch im Familienbesitz befindliche Linzerhaus in Hinterglemm gebaut. "Er hat als Fotograf das Geld für die Gründung seines Geschäfts verdient, bei Luftaufnahmen über Saalbach-Hinterglemm kam ihm die Idee", sagt der Junior, dessen Mutter Olga den Tourismusbetrieb bewirtschaftete.

Als der kleine Kroneisl in die Volksschule nach Linz kam, war er schon ein Wintersportler, allerdings ein Skibobfahrer. "Der Sport war damals sehr populär. Sogar die Beatles sind Skibob gefahren." 1965 war das, in Obertauern bei Dreharbeiten für Help!

Bub am Board

Sportskanone Kroneisl war auf die Hilfe der Eltern angewiesen, deren einziges Kind nie einen Zweifel daran ließ, dass es eines Tages das Geschäft übernehmen würde. Nur einen sportlichen Traum durfte er sich nicht erfüllen. "Ich bin auch Skateboard gefahren und habe mit 1,38 Metern die Europameisterschaft im Hochsprung gewonnen. Zu den Weltmeisterschaften nach Kalifornien hat mich meine Mutter aber nicht fahren lassen."

Walter Kroneisl war im Winter ohnehin gut mit seinem Sport beschäftigt, die Winterwochenenden waren für Rennen reserviert, der Besuch einer Schule mit Sportschwerpunkt naheliegend. Kroneisl schaffte die Aufnahmeprüfung in Stams, "aber Baldur Preiml wollte mich als Skispringer". Das Interesse des Lehrmeisters späterer Stars wie Anton Innauer oder Karl Schnabel ehrte, aber Kroneisl versuchte es lieber mit der Skihandelsschule Schladming, aber "dort wollten sie mich nur als Skifahrer nehmen". Erst in Waidhofen/Ybbs wurde Walter Kroneisl tatsächlich als Skibobfahrer aufgenommen, "als erster und bis heute einziger". Trainiert hat er da ausschließlich mit Alpinen, "ich habe alle Kurse mitgemacht mit dem Skibob". Auch deshalb war Walter Kroneisl etwa im Slalom lange Zeit unschlagbar. "Beim Skibob sind die Slaloms weiter gesetzt, ich war die engen Kurse der Skifahrer gewohnt und hatte dementsprechend einen Vorteil."

In Fahrt

Im Slalom gelang auch die erste WM-Medaille (Bronze 1979 in Lenzerheide) und der erste Titel (1983 in Innerkrems). Die Karriere nahm Fahrt auf, Walter Kroneisl trat in den elterlichen Betrieb ein, lernte sommers das Geschäft und war winters freigestellt – für einen einzigartigen Erfolgslauf. Zwischen 1981 und 1985 gewann er fünf Mal en suite den Gesamtweltcup. Für drei Abfahrtsweltmeistertitel in Folge fand er sogar Aufnahme ins Guinness-Buch der Rekorde – zu einer Zeit, als Skibob-Weltmeisterschaften durchaus mit Startern aus 30 Nationen aufwarten konnten. Um die Vermarktung kümmerte er sich vor allem selbst. "Ich habe bei der Heimfahrt von den Rennen vom Autotelefon aus die Medien bedient."

Walter Kroneisl war ein Werbeträger für seinen Sport, seitdem er als 16-Jähriger mit seinem Gerät einen Sprung von der Olympiaschanze in Seefeld gewagt hatte. Beeindruckte Zuschauer waren die Skispringer Armin Kogler und Hubert Neuper, der Kroneisl viele Jahre später bei einer Promotionveranstaltung für die Skiflug-WM 1996 am Kulm von einer Schanze vor dem World Trade Center in New York springen ließ.

Schwarze Zahlen

Allerdings war der Skibobsport, den Kroneisl noch 1988 bei in Calgary als seriösen Olympia-Anwärter präsentiert hatte, da schon auf dem absteigenden Ast. "Der Vergleich mit dem Skisport hat uns kaputtgemacht" , sagt Walter Kroneisl. Funktionärsschnitzer wie die Weigerung des Fachverbandes, sich unter die Fittiche des Österreichischen Skiverbandes zu begeben, haben mitgeholfen.

2000 beendete Walter Kroneisl, inzwischen verheiratet und zweifacher Vater, seine Karriere. Neben der Familie brauchte die mit einem Partner betriebene Firma den ganzen Mann. "Wir sind 26 Beschäftigte, 2008, vor der Krise, hatten wir 62 Millionen Euro Umsatz, jetzt sind es 35 Millionen, aber wir hatten noch jedes Jahr schwarze Zahlen."

Damit das so bleibt, ruhen die Pläne vom Skibob, der dann Snowbike heißen könnte, statt 2000 bis 5000 nur wenige hundert Euro kosten, zusammenlegbar und wenige Kilo schwer sein soll, weiter in der Schublade von Walter Kroneisl. Oder auch nicht. (Sigi Lützow, 23.1.2017)