Wem auch immer die französischen Sozialisten vor dem Vorwahlfinale am kommenden Sonntag zuneigen mögen: Der bisherige Favorit Manuel Valls hat nur eine Woche Zeit, sie auf seine Seite zu ziehen. Dass er zuletzt nur eine halbe Million Parteigänger oder Sympathisanten hinter sich scharte, lässt tief blicken: Es zeigt sich, dass die fünfjährige Amtszeit von François Hollande – und seines Sekundanten Valls – die gesamte Linke in einem deprimierten, ja desolaten Zustand zurücklässt.

Zudem ist der Parti Socialiste gespaltener denn je zwischen proeuropäischen Reformisten à la Valls und globalisierungsfeindlichen Austeritätsgegnern wie Benoît Hamon. Der interne Wahlkampf wird diese "unversöhnlichen" Gruppen, wie Valls einmal selbst erklärt hatte, diese Woche nur noch weiter auseinanderrücken lassen.

Der Sieger von kommendem Sonntag wird auf jeden Fall unter dem Grabenbruch leiden. Gewinnt Valls, werden viele Linkssozialisten eher dem Kandidaten der Linkspartei, Jean-Luc Mélenchon, zuneigen, der in Umfragen vor allen Sozialisten liegt. Und wenn Hamon das Rennen macht, werden noch mehr sozialistische "Realos" zum linksliberalen Emmanuel Macron überlaufen.

Egal, wie man die Dinge betrachtet: Der Parti Socialiste, der zu Zeiten von François Mitterrand oder Lionel Jospin die Politik noch beliebig dominiert hatte, droht im Präsidentschaftswahlkampf schlicht aufgerieben zu werden. (Stefan Brändle, 23.1.2017)