Wien – Damit ein Tumor wachsen kann, braucht er Nährstoffe und Sauerstoff. Diese erhält er über neue Blutgefäße. Mediziner sprechen bei der Bildung von neuen Blutgefäßen aus bereits bestehenden von Angiogenese. Um die Blutversorgung von Tumoren bekämpfen zu können wurden Medikamente entwickelt, die auf die Hemmung dieser Angiogenese abzielen. Der Nutzen dieser speziellen Krebstherapie ist jedoch nicht immer langanhaltend, und bestimmte Krebserkrankungen zeigen kaum oder gar kein Ansprechen darauf.

Forscher der MedUni Wien konnten nun zeigen, dass die Durchdringung dieser Angiogenese-Hemmer durch das Tumorgewebe sehr inhomogen ist. Die Folge: Es werden nur wenige Krebszellen von einer effektiv wirksamen Medikamentenkonzentration erreicht.

In der internationalen Studie wurden im Mausmodell Tumoren mit fünf verschiedenen Angiogenese-Hemmern behandelt. Mit Hilfe eines neuartigen bildgebenden Verfahrens – dem Matrix-assisted Laser Desorption Ionization Mass Spectrometry Imaging (MALDI-MSI) – konnten die Wissenschafter die Konzentration und Verteilung der Krebstherapie im Tumorgewebe messen und mit ihrer Wirksamkeit korrelieren.

Möglicher Ansatz für bessere Therapien

"Die bisherige Forschung über Resistenzmechanismen gegen Angiogenese-Hemmer hatte vorwiegend molekulare Faktoren im Fokus. Wir konzentrierten uns auf eine inhomogene und dadurch suboptimale Verteilung der Wirkstoffe im Tumorgewebe und konnten so einen wichtigen Mechanismus nachweisen, warum Angiogenese-Hemmer in der klinischen Anwendung teilweise ineffektiv sind", sagt Studienleiter Balazs Döme, Leiter des Programms für Translationale Thorakale Onkologie an der Klinischen Abteilung für Thoraxchirurgie der MedUni Wien.

"Die verminderte Wirksamkeit dieser Krebstherapie liegt auch möglicherweise darin, dass man bisher die Verteilung der Medikamente im Tumorgewebe nicht zuverlässig darstellen konnte. Unsere neue Methode bietet Krebsforschern und Onkologen daher die Möglichkeit, das Verhalten dieser Wirkstoffe und die Verteilung im Körper und im Tumorgewebe besser verstehen zu können", ergänzt Co-Studienleiter György Marko-Varga, Leiter der Forschungsgruppe für Klinische Proteinforschung und Bildgebung an der Abteilung für Biomedizinische Forschung der Universität Lund in Schweden.

Die Forscher wollen nun neue Therapiestrategien entwickeln, um die Verteilung und Wirksamkeit von Angiogenese-Hemmern im Tumorgewebe zu verbessern. (red, 24.1.2017)