Karin Thiller, seit 2016 Co-Geschäftsführerin der APA.

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Wien – Die Austria Presse Agentur, Österreichs größte Nachrichtenagentur im Besitz des ORF und vieler Zeitungen, arbeitet an einem "Prototyp", der es ermöglichen soll, Informationen aus dem Web zu prüfen. Anhand der Quellen der Nachricht und wer sie geteilt hat, soll das Tool "das Zustandekommen von Nachrichtenthemen technisch beurteilen". Das sagte APA-Geschäftsführerin Karin Thiller bei einer Veranstaltung des Instituts für Journalismus und Medienmanagement an der FH Wien.

"Den Wahrheitsgehalt des Inhaltes selbst kann man auf technischer Basis nicht prüfen", erklärte Thiller, "das wäre ein Kampf gegen Windmühlen." Aber: "Man kann Quellen beurteilen und Hintergrundinformation liefern." Eine Zusammenarbeit mit Factchecking-Plattformen etwa mit hoaxmap.org aus Deutschland wäre denkbar.

Dubiose Quellen

Könne man die Wege einer Information nachvollziehen, könne man zumindest für Quellen einen Indikator angeben. Solche Indikatoren sorgten aber auch innerhalb der APA "für kontroverse Debatten", berichtete Thiller an der FH der Wirtschaftskammer. Denn: Versieht man Infos dubioser Quellen etwa mit einem kleinen roten Balken und Infos aus sehr vertrauenswürdigen Quellen mit einem grünen, "besteht die Gefahr, dass Quellen, bei denen diese Information fehlt, automatisch als vertrauenswürdig wahrgenommen werden".

Mit dem fertigen Tool ist jedenfalls nicht binnen Tagen zu rechnen: "Die Anwendung befindet sich als Prototyp im Lab-Stadium. Im Erkenntnisgewinn sind wir sehr weit, in der Umsetzung aber gar nicht", sagt Thiller. Sie beschreibt das Ziel als "Vorkuratierung mit einem kleinen Marker", der etwa alarmiert: "Diese Info wurde viermal geteilt, von einschlägig bekannten Seiten."

"Nicht als Wahrheitsministerium gerieren"

Kommt das Quellencheck-Tool der APA, dann nicht für den Hausgebrauch: "Das wäre eine Vorhilfe für die Redaktionen", also vor allem für Medien. Genossenschafter der APA sind der ORF und alle österreichischen Tageszeitungen – außer "Krone" und "Heute".

Warum nicht für breite Nutzung? "Als Genossenschaft sind wir im Dienste unserer Eigentümer und Kunden unterwegs", sagt Thiller. Und: "Wir wollen uns nicht als Wahrheitsministerium gerieren, das von sich behauptet: Wir schützen Österreich vor Falschmeldungen." Denn: "An diesem Ziel kann man nur scheitern." (fid, 29.1.2017)