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Die feministische Bewegung ist vielfältig und setzt unterschiedliche Schwerpunkte. Wie nehmen Sie den Diskurs wahr?

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"Hetzfeministinnen" und "Hashtag-Feministinnen" – so werden Vertreterinnen der feministischen Szene in Berlin in der Jubiläumsausgabe der "Emma" despektierlich bezeichnet. Gründe dafür sind unter anderem die unterschiedlichen Meinungen zu Prostitution, Pornografie und Kopftuch. Die Liste der harschen Kritik ist schier unendlich. Zudem wird den Jungfeministinnen vorgeworfen, "intersektional" zu sein, also primär Überschneidungen verschiedener Diskriminierungen einer Person in den Fokus zu rücken. Und nicht wie die Altfeministinnen "klassenkämpferisch" zu sein. Für eine Userin ist gerade dieser Vorwurf nicht nachvollziehbar:

Der Feminismus und die Frauenbewegung gelten nicht als eine homogene Bewegung. So gab und gibt es immer Strömungen mit unterschiedlicher Prioritätensetzung im Kampf um Gleichberechtigung und Gleichstellung. Das Frauenwahlrecht und damit auch die politische Gleichberechtigung, die sexuelle Selbstbestimmung, die ökonomische Befreiung, Frauenforschung, Geschlechterforschung, Sprachkritik, Wissenschaftskritik, um nur einen Bruchteil der Schwerpunkte zu nennen, mit denen sich FeministInnen auseinandersetzen, finden Eingang in feministische Debatten und werden auch im Diskurs unterschiedlich bewertet.

"Terrain muss täglich neu verteidigt werden"

Der einheitliche Feminismus und eine Definition davon sind nicht das Ziel der Feminismusbewegung, aber als zentrales Thema kann die Gleichberechtigung und in weiterer Folge die Gleichstellung von Mann und Frau angesehen werden. Dafür bedarf es des Sichtbarmachens von Frauen und von struktureller Ungleichheit. Dazu hat Alice Schwarzer sicher einen großen Teil beigetragen. So schreibt die Herausgeberin und Chefredakteurin über die Motive zur Gründung der Zeitschrift: "Ich wollte einfach nur dazu beitragen, dass in Deutschland eine unabhängige, öffentliche Stimme von und für Frauen existiert." Und sie sieht den "Fortschritt keineswegs gesichert", sondern dass das "bereits gewonnene Terrain täglich neu verteidigt werden muss".

Was bedeutet Feminismus für Sie?

Wie beurteilen Sie die unterschiedlichen feministischen Strömungen und die harsche Kritik von Schwarzer? Braucht es diese Härte für einen konstruktiven Diskurs? (haju, 26.1.2017)