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Carey: "Wir vermarkten den Sport nicht, wir ermöglichen es den Fans nicht, sich auf den heute verfügbaren Plattformen mit dem Sport zu verbinden, unsere Sponsorenbeziehungen sind eindimensional, die Events fühlen sich altmodisch an."

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London – Der neue Formel-1-Chef Chase Carey hat seinem Vorgänger Bernie Ecclestone eine Reihe von Versäumnissen attestiert. "Die Probleme sind überall", sagte der US-Amerikaner der englischen Zeitung "The Telegraph".

"Wir vermarkten den Sport nicht, wir ermöglichen es den Fans nicht, sich auf den heute verfügbaren Plattformen mit dem Sport zu verbinden, unsere Sponsorenbeziehungen sind eindimensional, die Events fühlen sich altmodisch an", kritisierte Carey.

Kritik am Führungsstil des Zampanos

Der vom neuen Formel-1-Eigentümer Liberty eingesetzte Medienmanager hat neben dem Posten des Vorstandschefs auch das Amt des Geschäftsführers von Ecclestone übernommen. Zwar betonte Carey, auch künftig den Rat des 86-jährigen Briten suchen zu wollen, rügte aber zugleich den Führungsstil Ecclestones.

"Es ist im Moment nicht so, wie es sein sollte, wenn das Geschäft gut laufen soll", sagte Carey. Er versprach transparente und nachvollziehbare Entscheidungen. "Es geht hier nicht darum, dass alle miteinander pokern und versuchen, sich gegenseitig zu täuschen."

Neben dem US-Geschäftsmann werden der ehemalige Teamchef Ross Brawn als Direktor für Sport und Technik und der frühere TV-Manager Sean Bratches als Vermarktungschef künftig die Formel 1 führen. Ziel des neuen Eigentümers Liberty Media ist es, die Rennserie attraktiver und profitabler zu machen.

Beispiel Leicester

Brawn erinnerte in diesem Zusammenhang an die englische Fußball-Meisterschaft, die im Vorjahr sensationell Leicester City gewonnen hatte. "Wir alle kennen die Analogie von Leicester City – das wäre das Ideal in der Formel 1, wenn ein gutes Team in einem großartigen Jahr mit einem großartigen Fahrer wirklich eine Herausforderung bewältigen kann. Doch im Moment ist das nicht möglich", sagte der 62-jährige Engländer, der 2009 mit dem Mercedes-Vorgängerteam Brawn GP und seinem Landsmann Jenson Button als Spitzenpilot überraschend beide Formel-1-Titel gewonnen hatte.

"Der Aufwand der Topteams hat eine enorme Kluft entstehen lassen", so Brawn, derzeit hätten nur "zwei bis drei Teams" Siegespotenzial. Dieser Kreis müsse erweitert werden, um das Publikumsinteresse zu steigern. Die Neubelebung der Konkurrenz könne nur durch eine Reform der Formel 1 erreicht werden.

Brawn hat Ideen

"Wir müssen den Umfang der Technologie reduzieren, weil die Kluft zwischen den größeren und kleineren Teams zu groß ist", betonte der neue F1-Sportdirektor. "Wir müssen uns da Lösungsansätze überlegen. Ich habe schon Ideen, die ich aber nicht verraten will, bevor ich sie mit den Teams besprochen habe." Diese könnten laut Brawn bereits 2018 oder 2019 für mehr Konkurrenz in der Königsklasse des Motorsports sorgen. (APA, dpa, 25.1.2017)