Die Ermittler ließen Donnerstagmittag noch offen, ob die Explosion fahrlässig zustande gekommen ist oder vorsätzlich.

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Die Explosion ereignete sich kurz vor 8 Uhr in der Hernalser Hauptstraße 210.

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Großeinsatz auf der Hernalser Hauptstraße in Wien.

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Die Berufsfeuerwehr Wien gab Alarmstufe 2 aus und rückte mit 25 Fahrzeugen zum Einsatzort aus.

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Ort der Explosion war nach Angaben der Feuerwehr eine Erdgeschoßwohnung in einem hofseitigen Gebäudeteil des Hauses.

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Neben einem Großaufgebot an Einsatzkräften war auch die Akutbetreuung der Stadt Wien an Ort und Stelle.

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Wien – Nach einer Gasexplosion bei einem Delogierungsversuch in Wien-Hernals verdichten sich die Hinweise, dass die Detonation in der Hernalser Hauptstraße bewusst herbeigeführt wurde. Die Ermittler ließen Donnerstagmittag aber noch offen, ob die Explosion fahrlässig zustande kam oder vorsätzlich. "Klar ist, dass der Wohnungsmieter von der Delogierung gewusst hat", sagte Polizeisprecher Paul Eidenberger. Über ihn ist noch am Donnerstag Nachmittag in einem Krankenhaus die Festnahme ausgesprochen worden.

Die Explosion ereignete sich kurz vor 8 Uhr in der Hernalser Hauptstraße 210. Der 64-jährige Hausverwalter kam ums Leben, ein Gerichtsvollzieher und ein Schlosser wurden schwerst verletzt. Der 55-jährige Wohnungsmieter, der delogiert werden sollte, und die Frau des Hausverwalters kamen mit weniger schweren Blessuren davon. Ein erst ein Monat altes Mädchen in einer Nachbarwohnung erlitt ebenfalls schwere Verletzungen, befand sich aber außer Lebensgefahr.

Der Gerichtsvollzieher habe gegen 7.45 Uhr bei der Hinterhofwohnung angeläutet, sagte Eidenberger. Anschließend habe der Schlosser die gerichtlich angeordnete Wohnungsöffnung durchgeführt. Vor der Tür standen neben dem Gerichtsvollzieher der Hausverwalter und seine Frau.

Landeskriminalamt ermittelt

Als die Tür aufging, kam es zur Explosion. Die Polizei geht davon aus, dass sich ein Gas-Luft-Gemisch entzündet haben dürfte. Der Mieter, ein 55-jähriger Österreicher, wurde als Beschuldigter geführt. Er sei allein in der Wohnung gewesen. Das Landeskriminalamt übernahm die Ermittlungen.

Wenn der Mieter die Explosion tatsächlich bewusst herbeiführte, stellt sich die Frage, ob es ein erweiterter Selbstmordversuch war oder ob sich der 55-Jährige gegen die Delogierung wehren wollte. Der 55-Jährige war seit 1983 in dem Haus gemeldet. Den Behörden ist er bisher nicht aufgefallen. Er dürfte seit einem Jahr keine Miete mehr gezahlt haben und sollte deshalb delogiert werden.

"Leichte Entwarnung" für Baby

Das Baby wurde von Mauerteilen am Kopf getroffen. Nach der notfallmedizinischen Erstversorgung an Ort und Stelle kam das Kind in ein Krankenhaus. Dort gaben die Ärzte "leichte Entwarnung": Die Verletzungen seien zwar schwer, vermutlich aber nicht lebensbedrohlich, berichtete Andreas Huber, Sprecher der Berufsrettung.

Die beiden schwerverletzten Männer haben Knochenbrüche beziehungsweise auch innere Verletzungen davongetragen. Weitere fünf Menschen wurden von der Rettung unter anderem mit Prellungen, Abschürfungen oder Brüchen in Spitäler gebracht, andere mit leichteren Verletzungen wurden am Einsatzort medizinisch betreut. Die Polizei ging von einem Toten und zwölf Verletzten aus.

Haus und Nachbargebäude evakuiert

Das Haus und ein Nachbargebäude wurden evakuiert, davon waren laut Polizei 14 Menschen betroffen. Wann sie ihre Wohnungen in den Häusern Hernalser Hauptstraße 210 und 208 wieder betreten können werden, war zunächst offen. Die Bewohner wurden zwischenzeitlich in Bussen untergebracht.

Durch die Wucht der Explosion waren viele Fenster zerborsten. Das Gebäude sei aus aktueller Sicht nicht einsturzgefährdet. Die Brandwohnung wurde auf statische Schäden untersucht.

Die Einsatzkräfte waren mit einem Großaufgebot ausgerückt. Unter anderem waren 80 Mitglieder der Wiener Berufsfeuerwehr mit 25 Fahrzeugen, ein Teil des Katastrophenzugs der Berufsrettung, die Polizei in großer Zahl, die Akutbetreuung der Stadt Wien sowie der Peer Support des Innenministeriums, der Polizisten nach stark belastenden Einsätzen unterstützt, in Aktion. (APA, red, 26.1.2017)