Toronto – Eine Frau hat in einem Krankenhaus in Kanada sechs Tage ohne ihre Lunge überlebt. Die Ärzte mussten im vergangenen April der damals 32-Jährigen ihre beiden schwer entzündeten Lungenflügel herausoperieren, teilte das Krankenhaus in Toronto am Mittwoch bei einer Pressekonferenz mit.

Mit spezieller Technik, unter anderem einer Herz-Lungen-Maschine, sei die Frau aus Burlington in der Provinz Ontario dann sechs Tage am Leben gehalten worden, bevor eine Spenderlunge transplantiert werden konnte. Eine solche medizinische Prozedur habe es noch nie zuvor gegeben, hieß es von seiten der Krankenhausleitung.

Letzte Hoffnung

Über den Fall berichteten die Ärzte auch im Fachjournal "The Journal of Thoracic Cardiovascular Surgery". Die Operation sei 'kühn und eine große Herausforderung' gewesen", teilte der Chefchirurg Shaf Keshavjee mit. "Wir mussten eine Entscheidung treffen, weil sie in der Nacht noch gestorben wäre."

Bereits seit Jahren litt Melissa Benoit an der Stoffwechselkrankheit Mukoviszidose, zudem erkrankte sie auch noch an einer Lungenentzündung. "Sie ist in eine Spirale hineingekommen, von der sich ihre Lungen nicht mehr erholt hätten", sagte der Chef der Intensivstation, Niall Ferguson. "Ihre einzige Hoffnung war eine Lungentransplantation."

Laut Angaben des Spitals dauerte die Operation neun Stunden, 13 Ärzte und Pfleger waren beteiligt. Die entzündeten Lungen seien hart wie Fußbälle gewesen, sagte Chirurg Keshavjee. "Es war technisch schwierig, sie aus dem Brustraum herauszuholen." Nur Stunden nach der Operation ging es Benoit schon deutlich besser. Zahlreiche Maschinen hielten sie am Leben. Sechs Tage später bekam sie eine Spenderlunge. Seitdem habe sich ihr Zustand stetig verbessert. (red, APA, dpa, 26.1.2017)