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Ob Kaffee, Whisky, Ecstasy oder LSD: Musik und Drogen sind eine gängige Kombination – aber nicht alles passt gleich gut zusammen.

Foto: Stephen Brashear/AP Images for Hard Rock International

Zürich – Um herauszufinden, wie das Halluzinogen LSD beeinflusst, was wir als bedeutend oder irrelevant empfinden, haben Forscher der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich ein musikalisches Experiment durchgeführt.

Für die Studie ließen Katrin Preller, Franz Vollenweider und ihre Kollegen 20 Studienteilnehmer Musikstücke bewerten. Vor Beginn des Versuchs kategorisierten die Teilnehmenden 30 Stücke nach der persönlichen Bedeutung, die sie ihnen beimaßen. Während mehrerer Sitzungen für das Experiment sollten sie die gleichen Stücke dann noch einmal bewerten – einmal unter Einfluss von LSD, einmal nur nach Einnahme eines Placebos.

Auf- und Absteiger

Wie die Forscher im Fachmagazin "Current Biology" berichten, krempelte das LSD die persönlichen Hitparaden deutlich um: "Vorher als unbedeutend klassifizierte Musikstücke wurden unter LSD-Einfluss plötzlich zu persönlich bedeutenden Musikstücken", sagt Preller. Damit scheine das Rauschmittel genau auf das Netzwerk einzuwirken, das auch bei einigen psychischen Erkrankungen so verändert ist, dass Dingen eine überhöhte Bedeutung beigemessen werden. Das ist etwa auch bei Phobien, Depressionen oder Sucht der Fall.

Allerdings ließ sich dieser Effekt auch sabotieren. Die Forscher waren nämlich auf die zentrale Rolle eines bestimmten Typs von Andockstellen für den Botenstoff Serotonin gestoßen: den sogenannten Serotonin-2A-Rezeptor. Einen Teil der Probanden ließen sie vor der Einnahme von LSD Medikamente einnehmen, die eben diese Andockstellen blockieren. Prompt blieb bei diesen das Bedeutungserleben unverändert. Ebenso blieben alle weiteren sonst durch LSD ausgelösten psychischen Veränderungen aus.

Neue Wirkstoffe gegen psychische Erkrankungen möglich

Überrascht waren die Forscher, dass sich die Wirkung des Rauschmittels allein durch Blockade der Serotonin-2A-Rezeptoren aufheben ließ, "denn aus Studien mit Tieren ging hervor, dass LSD auch weitere Rezeptoren wie das Dopamin D2-System stimuliert", sagte Preller. Bisher ging man davon aus, dass letzteres für die euphorisierende Wirkung von LSD verantwortlich sei.

Außerdem wurde bisher vermutet, dass mehrere Rezeptorsysteme am Bedeutungserleben beteiligt seien. Die neuen Ergebnisse zeigten jedoch, dass die Serotonin-2A-Rezeptoren offenbar eine Schlüsselrolle spielten. Diese neuen Erkenntnisse darüber, wie das Gehirn Relevanz generiert, könnten zur Entwicklung neuer Wirkstoffe beitragen, um psychisch Erkrankten mit verändertem Bedeutungserleben zu helfen. (APA, red, 27. 1. 2017)