Für Konsumenten ist es nur schwer möglich, herauszufinden, welches Palmöl genau in einem Produkt steckt.

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Wien – Wer seinen Magen gerne mit Knabbergebäck, Fertigpizzen, Keksen, veganen Ersatzprodukten, Schokolade oder Nougatcreme füttert, tut seinem Körper aus ernährungsphysiologischer Sicht keinen Gefallen. Neben Zucker enthalten viele Produkte auch Palmöl. Das billige, geschmacklose Fett ist reich an gesättigten Fettsäuren – ihr Anteil liegt bei unraffiniertem Palmöl im Bereich von etwa 50 Prozent, bei Palmkernöl bei rund 80 Prozent. Zudem steht es im Verdacht, das Risiko an Dickdarm- und Brustkrebs zu erhöhen.

Für die Lebensmittelindustrie gilt es aber "als die eierlegenden Wollmilchsau unter den Pflanzenölen. Es sorgt für das gewünschte Schmelzverhalten bei Schokoladen, Kakaoglasuren, Waffeln und Bonbons. Es verbessert die Streichfestigkeit von Margarinen, verlängert die Haltbarkeit von Fertiggerichten, verhindert Gärprozesse bei Backwaren, eignet sich zum Rösten von Getreide und zum Frittieren von Snacks", wie der Verein für Konsumentinformation (VKI) betont.

Experten der Interessensvertretung haben nun die Gewinnung und Verwendung von Palmöl genauer unter die Lupe genommen. "Die Ölpalme, aus deren Früchten das Öl gewonnen wird, ist eine genügsame Pflanze, die kaum Ansprüche stellt und bis zu 15 Ernten im Jahr erlaubt", schreiben die Autoren des Berichts. Das mache Palmöl auch für andere Branchen attraktiv – deshalb wird es auch für die Produktion von Futtermitteln, Biokraftstoff, Reinigungsmitteln und Kosmetika eingesetzt, heißt es weiter.

Zu wenig Infos

Laut VKI steigt die Nachfrage nach Palmöl stetig an: Demnach habe sich die weltweite Anbaufläche seit 1990 verdoppelt – mit zum Teil gravierenden ökologischen und sozialen Folgen in den Produktionsländern. "Rodung von Regenwäldern, Zerstörung der biologischen Vielfalt durch Monokulturen, Wassermangel, Landraub, Lohnsklaverei, Kinderarbeit und gewalttätige Auseinandersetzungen sind die Kehrseiten der Medaille. Nicht die Substanz Palmöl ist hier das Problem, sondern die Produktionsmethoden und das ökonomische Umfeld", so die Experten.

"Es gibt verschiedene gute Gründe, Palmöl zu vermeiden. Wer auf gesunde Ernährung Wert legt, sollte zu frischen Zutaten greifen und Fertigprodukte im Regal liegen lassen, so wird automatisch weniger Palmöl konsumiert. Sollte das nicht möglich sein, kann man versuchen auf Lebensmittel mit Palmöl aus biologischer und fairer Erzeugung zu achten", sagt Katrin Mittl, Ernährungswissenschaftlerin beim VKI.

"Die Kennzeichnung der Produkte ist aber in den wenigsten Fällen aufschlussreich", kritisieren die Konsumentenschützer. Denn staatliche Siegel mit klaren Vorgaben für nachhaltig erzeugtes Palmöl existieren bisher nicht. Dem VKI zufolge fehlen häufig Informationen, die für eine bewusste Kaufentscheidung notwendig sind. Wer sich informieren will, muss recherchieren, so das Fazit der Experten. (red, 26.1.2017)