François Fillon war der Überraschungsmann der französischen Präsidentenvorwahlen, souveräner Frontrunner und klarer Favorit. Damit könnte es drei Monate vor dem Urnengang allerdings bereits vorbei sein. Noch ist offen, ob sich "Penelope-Gate" – benannt nach seiner Ehefrau, die unerlaubterweise Staatsgelder kassiert haben soll – zu seinem Stolperstein ausweitet. Schon jetzt muss Fillon Wahlmeetings absagen, um seine Verteidigung zu organisieren; und sein groß angelegtes Versöhnungstreffen mit dem Exrivalen Alain Juppé fiel diese Woche medial völlig durch: wegen Penelope. Nachdem Fillon schon für Äußerungen über den Abbau der Sozialversicherung viel Kritik einstecken musste, warten seine Berater nun bang auf die nächsten Umfragewerte. Und fragen sich, ob nicht Marine Le Pen bald an Fillon vorbeiziehen könnte.

Die Front-National-Kandidatin kämpft allerdings selbst mit einer Veruntreuungsaffäre im EU-Parlament. Das hindert sie daran, die übliche Litanei über die Kungelei der Pariser Eliten vom Stapel zu lassen. Eher könnte Mitte-links-Kandidat Emmanuel Macron profitieren. Er erhielt zuletzt starken Zulauf von links. Derweil stemmen sich die einst so dominierenden Sozialisten mit einer Primärwahl verzweifelt gegen ihren eigenen Untergang. Verliert Manuel Valls am Sonntag die Vorausscheidung, könnte Macron weiter punkten – und sogar zu Fillon und Le Pen aufschließen. Dann hätte die Linke plötzlich wieder Chancen. (Stefan Brändle, 26.1.2017)