Der Mittelschicht geht es in Österreich weder gut noch schlecht, denn sie, "die" Mitte, gibt es nicht. Das zeigt eine Studie, die kommende Woche im Sozialbericht veröffentlicht wird. Die eine Hälfte der Mitte besitzt Vermögen, meist ein Auto und eine Wohnung oder ein Haus, und hat oft auch schon einmal etwas geerbt. Um sie brauchen wir uns keine großen Sorgen zu machen.

Die "bedrohte" Mitte ist der Teil der Österreicher, die nach wie vor komfortabel leben, sich eine nette Wohnung und ihre Familie leisten können und regelmäßig in den Urlaub fahren. Sie leben auch ohne große Vermögen gut. Österreich funktioniert. Wenn Mieten und Arbeitslosigkeit stark steigen und der Sozialstaat unter Beschuss kommt, dann sind es aber sie, Hackler, Angestellte, die den Scherben aufhaben. Und der Wind wird rauer.

Dass vom dicht geknüpften sozialen Netz in Österreich auch viele Menschen der Mitte profitieren, ist eine wichtige Feststellung des Sozialberichts. Solidarität ist in einer globalisierten Welt wichtiger denn je. Damit die Mittelschicht das soziale Modell weiter unterstützt, sollte ihr der Finanzminister weniger vom Lohn abziehen.

Das lässt sich locker finanzieren. Die Oberschicht gehört zu den Gewinnern des wirtschaftlichen Wandels. Ein Staat, der auf Solidarität aufbaut, so wie unserer, sollte Grundbesitz stärker und Erbschaften überhaupt besteuern. Da haben alle etwas davon. Oben, unten und in der Mitte. (Andreas Sator, 26.1.2017)