Die Außenansicht des Hotels

Foto: Puradies/Hartmut Tamcke

Eine meterlange Schlange aus Eichenholz bildet die spektakuläre Einrichtung der "Freiraum"-Bar im Leoganger Puradies.

Foto: Puradies/Peter Kuehnl

Leogang vermarktet sich touristisch gemeinsam mit Saalbach-Hinterglemm.

Foto: Tourismusverband Saalbach Hinterglemm

Jahrelang war der Leoganger Bauern- und Hotelierssohn Michael Madreiter als Unternehmensberater in aller Welt unterwegs. Vor drei Jahren kehrte er in den von seinen Eltern und seinem Bruder geführten Familienbetrieb zurück – mit der Absicht, das kleine Hotel mit seinem angeschlossenen Hüttendorf in eine Luxusanlage mit einem besonderen Flair umzuwandeln.

Auf seinen Reisen war ihm ein Ort in besonderer Erinnerung geblieben, erzählt Madreiter: Eine Bar in Taipeh mit einer wellenförmigen Einrichtung, die nach dem Genuss von einigen Gläsern Reiswein zu fließen schien. So sollte auch das Herzstück seines "Puradies" – der Name, den sich Madreiter für sein Projekt ausgedacht hatte – werden. Doch weil Stahl und Glas nicht in die Alpen passen, machte sich Madreiter auf die Suche nach Designern und Tischlern, die seine Vision in solider Eiche verwirklichen könnten.

Teurer Um- und Ausbau

Tatsächlich ist die "Freiraum" genannte Lobbybar das hervorstechende Merkmal des ehrgeizigen Hotelprojekts geworden. 500.000 Euro hat es gekostet, Theke, Sitzmöbel, Boden, Deckeninstallationen und eine Wendeltreppe, die zu einer Galerie mit Sofas und Bücherregalen führt, mithilfe von 16.000 Eichenholzwürfeln miteinander zu verschmelzen. "Die teuerste Bar Österreichs", sagt Madreiter, der das Hotel im Dezember 2016 neu eröffnet hat.

Insgesamt wurden 16 Millionen Euro in den Aus- und Umbau des Puradies gesteckt. Damit wurden innerhalb eines Sommers die Zahl der Betten auf bis zu 270 verdoppelt, ein neues Gebäude mit Luxuszimmern und -suiten, das nur über einen langen unterirdischen Gang erreichbar ist, errichtet und ein mehrstöckiger Sauna- und Wellnessbereich aus dunklem Holz hochgezogen. Als Architekt nahm sich Madreiter den Saalfeldner Franz Piffer; dessen Sohn Christoph, ein Innendesigner, entwarf die spektakuläre Bar.

Ein neues Geschäftsfeld

Daneben wurde eine Greißlerei mit Weinen, Bränden und Delikatessen eingerichtet. Dahinter bietet eine Fensterwand Einblick in eine glitzernde Hightechküche, in der sich der Haubenkoch André Stahl merkbar bemüht, mit den Top-Küchenchefs der Alpen mitzuhalten. Gespeist wird in einem etwas verwinkelten Restaurantbereich mit zahlreichen Nischen. Für all das zahlt der Gast von 318 Euro pro Person und Nacht (mit Halbpension) aufwärts.

Für 54 Mitarbeiter und einen großen Bankkredit trägt Madreiter nun die Verantwortung. Mit strohblondem Bart und leichtem Pinzgauer Akzent hat sich der einstige smarte Consultant an sein neues Geschäftsfeld gut angepasst.

Gute Anbindung an das Saalbacher Skigebiet

Noch muss das Team ein wenig zusammenfinden. Für die früheren Stammgäste gibt es weiterhin die Chalets, wo die Preise nur maßvoll angehoben wurden. Mit Bio-Bauernhof, Streichelzoo und Naturbadeteich kann das Puradies vor allem im Sommer Bodenständigkeit vermitteln. Was aber angesichts eines Namens und eines Markenauftritts, der vor allem Wasser und Erfrischung betont, am meisten fehlt, ist ein Hallenbad. Dieses dürfte noch einige Jahre auf sich warten lassen.

Ein starkes Plus für den winterlichen Gast ist die hervorragende Anbindung des Hotels an das Saalbacher Skigebiet, derzeit dem zweitgrößten in Österreich. Bei guter Schneelage kann man mit Skiern bis zum Eingang schwingen und muss morgens nur ein paar Meter aufsteigen, um zur Seilbahn zu gelangen.

Rückseite des Skigebiets

Die Eröffnung des Puradies wertet den gesamten Ort Leogang auf, der immer noch als schüchterne Schwester des vorlauten Saalbachs gilt. Auf der Rückseite des Skigebiets gelegen, war Leogang lange Zeit von Gasthöfen und Privatzimmern geprägt. Über den Hausberg, der Asitz, kann man mit Skiern nach Saalbach/Hinterglemm pendeln, aber das braucht seine Zeit und war zu Stoßzeiten mit Warteschlangen verbunden.

Doch Leogang bietet viel von dem, was dem schattigen und dichtverbauten Saalbach fehlt: Platz, Sonne, ein Gefühl von authentischer Natur und auf seiner Nordseite das prachtvolle Panorama der Steinberge mit seinen felsigen Zacken. Und während sich Saalbach jungen Gästen als "Home of Lässig" anpreist, zieht Leogang ein älteres, gesetzteres und zahlungskräftigeres Publikum an – Lounge-Musik statt Disco. Zum Einkaufen gelangt man in ein paar Fahrminuten ins städtische Saalfelden, das sich touristisch gemeinsam mit Leogang vermarktet.

Starke Sommersaison

Doch für einen Luxus-Wintersportort fehlt es Leogang noch an der passenden Hotellerie. Zum Krallerhof, dem Forsthofgut und einigen anderen Viersterne-Hotels kommt zwar nun das sich so selbsbewusst inszenierende Puradies dazu. Aber weiterhin steht ein Drittel der Betten in Privatzimmern und Ferienappartements. Das Ortsbild prägen auch jene Bauern, die zur Freude vieler Gäste ihren Boden und ihren Lebensstil kraftvoll verteidigen.

Anders als Saalbach ist Leogang im Sommer genauso attraktiv wie im Winter, was sich auch in den Nächtigungszahlen niederschlägt;_diese sind recht gleichmäßig auf beide Saisonen verteilt. Im Sommer zieht der Ort dank seines Bikeparks auf der Asitz auch ein jüngeres Publikum an.

Skitouristisch aufgewertet

Aber auch Skifahrer kommen in Leogang zunehmend auf ihre Rechnung. Die vor zwei Jahren eröffnete Steinbergbahn entlastet die in die Jahre gekommene Asitzbahn und verhindert Wartezeiten. Und wer am Nachmittag von Saalbach zurück nach Leogang skifahren will, für den gibt es seit diesem Winter eine Engstelle weniger: Die alte Schönleitenbahn wurde durch eine kapazitätsstarke Kabinenbahn ersetzt, von deren Bergstation es zur Talabfahrt nach Leogang nicht mehr weit ist.

Aber auch der Ausbau des vergangenen Jahres – der Zusammenschluss von Saalbach mit Fieberbrunn – hat Leogang skitouristisch aufgewertet. Das Salzburger Leogang und das Tiroler Fieberbrunn trennt zwar eine Landesgrenze, aber sie liegen im gleichen Tal und sind mit Skibus gut verbunden. Wer die große Skirunde von Leogang über Saalbach und Hinterglemm bis nach Fieberbrunn wagt, der kann so schnell genug in sein Hotel zurückkehren, sodass noch Zeit für Wellness bleibt. (Eric Frey, 30.1.2017)