Andreas Lichtenberger (re.) und Frank Winkels als Don Camillo und Peppone.

Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

Wien – Noch ein Besuch der alten Dame: Es erinnert sich die ehrwürdige Gina (souverän Maya Hakvoort) an Zwistigkeiten ihres Dörfchens Boscaccio, sie denkt an jene Toleranz, die trotz handgreiflicher Umwege die Koexistenz Linker und Konservativer prägte. Ja, es war eine geheime Sozialpartnerschaft für den Dorffrieden, die der Pfarrer Don Camillo und der dunkelrote Bürgermeister pflogen, und Kompromiss war das Opium fürs Volk.

In dem soliden Werk erinnert sich Gina auch an ihre Jugend (nett Jaqueline Bergros Reinhold), als sie über alle Politgräben hinwegflog und sich just in den Kommunisten-Romeo Mariolino (Kurosch Abbasi) verguckte. In der passabel dahinfließenden Inszenierung von Andreas Gergen ist Gina also verdoppelt. Und gut funktionieren die Wechsel der Zeitebenen, flotte Szenenwechsel helfen da mit einem Bühnenbild von Peter J. Davison.

Zentral ist natürlich Don Camillo, also Andreas Lichtenberger (vokal intensiv): Er ist die faustballende Verkörperung eines gerne austeilenden und dabei doch gütigen Gottesmannes. Sein Gegenüber Peppone wirkt bei Frank Winkels etwas zu aufgedreht, mit der Zeit kam aber Gelassenheit, auch der heisere Frosch im Hals verflüchtigte sich. Wobei: Der Bürgermeister hat im Vergleich zum Kirchenmann die banalere Musik.

Es ist die Schwäche des Ganzen: Die Partitur ist im Instrumentalbereich punktuell reizvoll schummrig. Überwiegend jedoch erhebt der symphonische Rock sein konventionelles Haupt und umgarnt blasse Schlager. Dem Versöhnungsstück hat Komponist Dario Farina keine über solides Routinemaß herausragende Songs geschenkt. So fallen angebahnte emotionale Höhepunkte der Figuren (Texte, Buch: Michael Kunze) gerne musikalisch in sich zusammen. Dirigent Koen Schoots animiert das Orchester zur sauberen Umsetzung der Musik, die auch Gottes (mit Don Camillo plaudernde) Stimme umgarnte. Wie auch den greisen Nonno (Ernst Dieter Suttheimer), den Lehrerin Laura (Femke Soetenga) immer wieder aus dem Jenseits zurückholte.

Als Kompromisslehrstück ist das Musical verhandelnden Parteien in jedem Fall zu empfehlen. (Ljubiša Tošić, 29.1.2017)