Der Winter beginnt sich zu ziehen: die Dunkelheit, die Kälte, der Streusplitt. Das Salz auf Hundepfoten und die daraus resultierenden Waschungsrituale, die die gesamte Wohnung mit reizenden kleinen Abdrücken übersäen, wenn das intensiv umsorgte Tier unerwartet aus dem Badezimmer entflieht.

Gammelfreudige Mandarinen und die Wiener Grantscherben werden immer schwerer zu ertragen. Was vorweihnachtlich noch lustig war, ist postneujährlich nur noch zäh. Der Bedarf an besinnlichem Herumgekerze und an gemütlichen Rückzugswochenenden sinkt rapide. Für große Aktionen oder Sprünge fehlt allerdings einfach die Kraft. Die Welt aber ändert sich schneller, als man ihr folgen kann, und die während der stilleren Monate umso eifriger konsumierten Kanäle der Social Media beginnen einen langsam anzustinken wie jene in Venedig.

"Schimpfen und beschimpft werden" hat das "Leben und leben lassen" abgelöst. Ein prominenter Vorreiter der Entwicklung ist ein Mann, der an Atommacht gekommen ist und keinen geraden Satz in den Äther entlassen kann. Der glaubt, er könne die Welt kaufen. Der Journalisten aussperrt und der Menschen aufhetzt. Wer sich täglich intensiv frustrieren lassen möchte, der sehe bei seinem Twitter-Account vorbei und werde ein Sisyphos.

Trumps Anhänger rücken in beeindruckenden Kohorten, die intellektuell in der Tradition der Orks von Isengart stehen, auf Twitter und Facebook aus. Da der Glaube das Wissen vielerorts abgelöst hat, gestalten sich faktenbasierte Unterhaltungen herausfordernd, ermüdend und führen zu der Einsicht, dass Glaubenskriege vermutlich nicht durch Diskussionen gelöst werden. Wie aber sollen sie sonst gelöst werden, wenn man Gewalt verhindern möchte?

Der Glaube an den Dialog ist – jedenfalls bei mir – gerade enden wollend. Das ist kein Zustand. Dagegen motiviere ich mich täglich. Wenn der Glaube an einen Dialog wankt, wankt zu viel an zu Wichtigem. Die Tage werden wieder länger werden, der Gatsch weniger. Es geht voran. Darauf eine heiße Schokolade. (Julya Rabinowich, 27.1.2017)