Der King.

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Und seine Krone.

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Ein Finale für die Geschichtsbücher.

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Melbourne – 6:4, 3:6, 6:1, 3:6, 6:3: So hieß es am Ende, als Roger Federer seinen 18. Grand-Slam-Titel geholt hatte, den ersten seit Wimbledon 2012. Nach 3:38 Stunden hatte der Schweizer in seinem 100. Spiel bei den Australian Open seinen zweiten Matchball gegen Rafael Nadal verwandelt. Im Publikum flossen Tränen, auf dem Platz flossen Tränen. "Ich könnte", sagte Federer, "nicht glücklicher sein. Das ist ein perfektes Comeback." Wie so oft erwies er sich als großer Sportler. "Schade, dass es kein Unentschieden gibt. Ich würde den Erfolg am liebsten mit Rafa teilen."

Federer ist mit 35 Jahren und 174 Tagen der älteste Grand-Slam-Champion seit dem Australier Ken Rosewall 1972 und der zweitälteste überhaupt in der offenen Ära. Der 30-jährige Nadal war enttäuscht, hatte aber nur Lob für Federer übrig. "Was er geleistet hat, ist erstaunlich. Nach einer langen Pause so zurückzukommen ist toll."

Dimensionen

Der Weltranglisten-17. Federer, der die vergangene Saison wegen einer Knieverletzung bereits im Juli beenden musste, kassiert für seinen fünften Australian-Open-Erfolg seit 2004 umgerechnet 2,6 Millionen Euro. Damit durchbrach er als zweiter Spieler nach Novak Djokovic die 100-Millionen-Dollar-Schallmauer beim Preisgeld.

Der einstige US-Open-Sieger Andy Roddick hatte das Duell im Vorfeld sogar als "epischstes und wichtigstes Tennismatch aller Zeiten" bezeichnet. Federer, der zum AC/DC-Hit "Thunderstruck" in die Rod-Laver-Arena eingelaufen war, erwischte den besseren Start. Unmittelbar nach einem Racketwechsel nahm er Nadal den Aufschlag zum 4:3 ab – wenig später holte er sich mit seinem vierten Ass den Auftaktsatz. Im ersten Grand-Slam-Finale zwischen den beiden seit Juni 2011 gelang Nadal aber umgehend ein Doppelbreak, von dem sich der Schweizer zunächst nicht erholte.

Druck, Druck, Druck

Doch bezeichnend für seine Nervenstärke, dass Federer alle drei Breakbälle zu Beginn des dritten Satzes mit Assen abwehrte und auch danach oft am Netz dominierte. Nadal kämpfte sich mithilfe seiner druckvollen Grundlinienschläge zurück und erzwang den Entscheidungssatz. Federer nahm eine medizinische Auszeit, was ihn aber nicht vor dem schnellen Aufschlagverlust bewahrte. Doch der Schweizer schlug zurück, nahm Nadal den Aufschlag zum 5:3 ab und wehrte danach noch einmal zwei Breakbälle ab.

Für Federer, der sich in Runde eins in vier Sätzen gegen Jürgen Melzer behauptet hatte, war es erst der zwölfte Sieg im 35. Duell mit Nadal. Der muss damit weiter auf seinen 15. Major-Titel warten, den letzten hat er im Juli 2014 in Paris gewonnen.

Federer hatte sich vor dem Endspiel als "größter Fan" von Nadal geoutet und gesagt: "Rafa hat Schläge, die sonst niemand hat. Das macht ihn einzigartig und besonders." Der "ultimative Klassiker" zwischen den "Giganten des Spiels" ("Herald Sun") hatte die Massen elektrisiert. Auf der einen Seite der stilsichere Maestro, der mit einzigartiger Leichtigkeit über den Platz schwebt, auf der anderen der trotz seines lichter werdenden Haarschopfs noch immer knabenhaft wirkende Nadal, der Tennis mit Leib und Seele arbeitet.

Australiens Ikone Pat Cash, Wimbledon-Sieger von 1987, hatte thematisiert, dass zwischen Federer- und Nadal-Fans seit Jahren praktisch ein kleiner Glaubenskrieg herrscht, und in einer Glosse geschrieben: "Es ist wie damals, als man zwischen den Stones und den Beatles wählen musste. Aber warum sagen wir nicht einfach, dass beide schlichtweg großartig sind?" (sid, fri, 29.1.2017)