Sebastian Kurz gilt vielen als Geheimwaffe der ÖVP, gegen Kern, gegen (oder vielleicht mit) Strache.

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Finanzminister Hans Jörg Schelling kann fast jeden Plan A durch Plan B wie Budget zu Fall bringen.

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Eigentlich ist Christian Kern ja mit seinem Antritt als SPÖ-Chef und Bundeskanzler in ein Duell geraten, das einen nicht direkt greifbaren – und damit auch nur indirekt angreifbaren – Gegner hat: Sebastian Kurz. Der Außenminister ist jener ÖVP-Politiker, dem die größten Zauberkräfte für die Wiederauferstehung der schwächelnden Schwarzen zugeschrieben werden. Wenn, dann er, lautet das innerparteiliche Hoffnungsmantra. Er ist jünger als Reinhold Mitterlehner, er hat bessere Umfragewerte als der amtierende ÖVP-Chef – und er hat augenscheinlich wenig Lust, schon jetzt ans Ruder zu müssen. Dennoch ist er die ÖVP-Latte, an der Kern (auch) gemessen wird – die allerdings nicht unbedingt zu seinem Nachteil sein muss, jedenfalls aber zu Mitterlehners.

Kerns schärfster Gegenspieler im ÖVP-Regierungsteam ist derzeit sicher Wolfgang Sobotka. Der Innenminister spielt mit Genuss die harte Nummer in der Sicherheitspolitik und zeigt wenig Lust zum koalitionslebensverlängernden Weichmacherkompromiss.

Der Mann mit der Kohle

Einer, der sich zuletzt auch mit wenig verhohlener Freude daranmachte, Kerns Lust an der Selbstinszenierung und dessen "Plan A" zu zerlegen, war Hans Jörg Schelling. Bei der Präsentation seiner "Pakt für Österreich" genannten programmatischen Rede meinte der Finanzminister maliziös: "Die Hoffnung, dass gute Laune das Budget saniert, ist falsch und vor allem trügerisch." Kerns Steuerpläne fackelte Schelling, der sich primär als souveräner Hüter der Finanzen der Republik versteht und stilisiert – auch ihm ist Selbstinszenierung nicht ganz fremd -, der aber nicht in die Niederungen parteipolitischer Scharmützel sinken möchte, schnell ab: "Mit mir nicht." Entsprechend stark ist jetzt seine Position in den rot-schwarzen Therapiesitzungen.

Nicht auf der Regierungsbank, sondern in Sichtweite im Parlament hat Kern einen ausdauernden Gegenspieler sitzen, der auch seinem Koalitionskompagnon Mitterlehner das rot-schwarze Leben immer wieder schwer macht: ÖVP-Klubchef Reinhold Lopatka will wieder Schwarz-Blau. Das aber wird er mit Mitterlehner nicht bekommen – und auch Kern muss dazu, no na, weg. (29.1.2017, Lisa Nimmervoll)