Wien – Die Bundesregierung hat den heiklen Punkt Mindestlohn an die Sozialpartner ausgelagert und ihnen bis Mitte des Jahres Zeit gegeben, eine Lösung zu finden. Einer gesetzlichen Festschreibung des Mindestlohnes haben Arbeitnehmer- wie Arbeitgebervertreter aber bereits zuvor eine Absage erteilt, sie hätten den Mindestlohn gerne in den jeweiligen Kollektivverträgen reingeschrieben.

Von dem von SPÖ und Arbeitnehmervertretern geforderten Mindestlohn von 1.500 Euro brutto wären rund 356.500 Beschäftigte betroffen. Sie verdienen weniger als 8,67 Euro brutto die Stunde.

Frauen deutlich stärker betroffen

Das trifft zu zwei Drittel Frauen und zu einem Drittel Männer. Insgesamt müssen 12,2 Prozent aller Beschäftigten der Privatwirtschaft mit weniger als 1.500 Euro brutto im Monat auskommen. Unter dem Bruttostundenlohn von 8,67 Euro lagen 149.100 Vollzeit- und 207.400 Teilzeitbeschäftigte. Manche Berufstätige, etwa die Taxler, bringen es bei einem Vollzeitjob gerade einmal auf 1.300 Euro brutto.

Geht es nach den Gewerkschaften, dann wäre 1.700 Euro brutto ein vertretbarer Mindestlohn. Erst vorige Woche hat die Verkehrs- und Tourismusgewerkschaft vida an Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl einen Brief mit der Forderung nach einer Anhebung des Mindestlohnes gestellt.

Grafik: apa

Als Niedriglohnbranche zeigt sich die Beherbergung und Gastronomie, wo 120.000 Beschäftigte bzw. 56,6 Prozent der Beschäftigten der ganzen Branche für weniger als den Bruttostundenlohn von 8,67 Euro arbeiteten. Trinkgelder wurden hier nicht berücksichtigt. Im Bereich "Handel; Instandhaltung und Reparatur von Fahrzeugen" waren 52.400 bzw. knapp jeder zehnte Beschäftigte von Niedriglohn betroffen.

Im Bereich "sonstige wirtschaftsnahe Dienstleistungen", zu dem u. a. Arbeitskräfteüberlassung, Wach- und Sicherheitsdienste oder Gebäudebetreuung zählen, waren 24,4 Prozent aller Beschäftigten bzw. 50.600 zu Niedriglöhnen tätig. Im Bereich "Kunst, Unterhaltung und Erholung" verdiente jeder Fünfte in der Branche bzw. 9.200 Personen unter dem Grenzwert.

Höhere Löhne werden in der Produktion und bei Banken und Versicherungen gezahlt: In der "Herstellung von Waren" lagen nur 3,8 Prozent bzw. 20.900 Personen unter dem Bruttostundenlohn von 8,67 Euro, bei Finanz- und Versicherungsdienstleistungen waren es 3,9 Prozent.

Die Daten beziehen sich auf die Ergebnisse der Verdienststrukturerhebung 2014 der Statistik Austria. Diese umfasst unselbstständig Beschäftigte in Unternehmen mit zehn und mehr Beschäftigten in der Privatwirtschaft. Die Berechnung enthält eine Zuschätzung für Kleinstunternehmen mit weniger als zehn Beschäftigten. Die Daten werden von den Unternehmen gegeben. Land- und Forstwirtschaft sowie der Öffentliche Dienst sind nicht erfasst. (APA, 30.1.2017)