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Kopfschmerz ist nicht Kopfschmerz: Schmerzspezialisten machen auf den Zusammenhang mit Angsterkrankungen und Depression aufmerksam.

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Die häufigsten Formen von chronischen Kopfschmerzen gehen mit einem deutlich erhöhten Risiko für psychiatrische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen einher. Nach solchen Komorbiditäten sollte auch gezielt gesucht werden, um für die Patienten bessere Behandlungsergebnisse zu erzielen, lässt die Österreichische Schmerzgesellschaft in einer Aussendung verlautbaren.

Das geht aus einer Studie des "Eurolight"-Projekts mit rund 6.600 Probanden aus zehn Ländern hervor, über die der Linzer Spezialist Christian Lampl (Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern/Linz) und Vorstandsmitglied der Österreichischen Schmerzgesellschaft (ÖSG) aus Anlass der 16. Österreichischen Schmerzwochen berichtete.

"Es gibt gute Gründe dafür, zu untersuchen, ob ein Zusammenhang zwischen häufigen Kopfschmerzformen und häufigen psychischen Erkrankungen gegeben ist. Alle diese Krankheiten verursachen ja eine erhebliche Krankheitslast in der Bevölkerung", sagte Lampl, einer der Autoren der Studie. "Die Symptome haben einen synergistischen Effekt, behindern das Management dieser Erkrankungen und verringern den Behandlungserfolg – speziell, wenn eine dieser Komorbiditäten nicht erkannt wird."

Bandbreite von Kopfschmerz

Die beteiligten Wissenschafter erhoben bei 6.624 Personen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren das Vorliegen von chronischem Kopfschmerz (Medikamenten-induzierter Kopfschmerz, Migräne oder Spannungskopfschmerz) und ebenso die Häufigkeit von Depressionen oder Angststörungen. Das Sample war repräsentativ für mehr als 60 Prozent der Bevölkerung in den beteiligten Ländern Österreich, Frankreich, Deutschland, Irland, Italien, Litauen, Luxemburg, Niederlande, Spanien und Großbritannien.

Ausgewertet und im "Journal of Headache Pain" publiziert wurden die Daten aus sechs Staaten, in denen die Probanden ausschließlich aus der Allgemeinbevölkerung (keine Patientengruppen eingeschlossen) stammten. Die Ergebnisse sprechen für ein deutlich höheres Risiko für Patienten mit chronischen Kopfschmerzformen für psychiatrische Leiden und das recht häufige Vorliegen einer Komorbidität.

So zeigte sich, dass Personen mit Medikamenten-induziertem Kopfschmerz im Vergleich zu Menschen ohne diese Symptome das höchste Risiko sowohl für Depressionen als auch für Angstzustände aufweisen: Sowohl Männer als auch Frauen mit Medikamenten-induziertem Kopfschmerz hatten das 5,5-fache Risiko, auch an Depressionen zu leiden. Männer, welche chronische Kopfschmerzen durch ständigen und lang anhaltenden Gebrauch von Arzneimitteln aufwiesen, zeigten gar das 10,4-fache Risiko für Angststörungen, bei Frauen lag die Häufigkeit beim 7,1-Fachen.

Exakte Diagnostik

Auch Migräne war mit einem höheren Risiko für beide psychiatrische Erkrankungen verbunden: für Depressionen etwa mit einer im Vergleich zu Nicht-Migränikern etwa zweifachen Häufigkeit (Männer: 2,1-fach; Frauen: 1,8-fach). Männer mit Migräne zeigten auch 4,2-mal öfter Zeichen von Angststörungen (Frauen: 2,4-mal häufiger).

Wiederkehrender Spannungskopfschmerz hingegen war statistisch signifikant "nur" mit einem höheren Risiko für Angstzustände assoziiert (Männer: 2,5-faches Risiko; Frauen: 1,5-fach erhöhte Wahrscheinlichkeit). Für die Diagnose und die Behandlung der Patienten ist natürlich das wirkliche Vorliegen einer solchen Komorbidität wichtig, weil der Therapieerfolg stark vom Management beider Krankheitsformen – der Kopfschmerzen und einer allfälligen psychiatrischen Erkrankung – wichtig ist.

"Es zeigte sich bei den Studienteilnehmern, dass 19,1 Prozent der Migräniker auch an Angststörungen litten, 6,9 Prozent an Depressionen und 5,1 Prozent an beiden psychiatrischen Erkrankungen", sagte Lampl. Mit 38,8 Prozent extrem hoch war der Anteil der Patienten mit Medikamenten-induziertem Kopfschmerz, der auch an Angststörungen litt. Sehr hohe Anteile zeigten sich auch für Depressionen (16,9 Prozent). Zusätzlich zum chronischen Kopfschmerz an beiden psychiatrischen Erkrankungen litten 14,4 Prozent der Kranken mit Medikamenten-induziertem Kopfschmerz. (APA, 30.1.2017)

Originalpublikation:

Headache, depression and anxiety: associations in the Eurolight project