Kabul – In Afghanistan sterben womöglich viel mehr Frauen während Schwangerschaft und Geburt als die Regierung bisher angegeben hat. Das berichtete die britische Zeitung "The Guardian" in der Nacht auf Dienstag.

Afghanistan galt lange als einer der "gefährlichsten Orte der Welt für werdende Mütter", unter anderem wegen des massiven Mangels an Hebammen und Kliniken. Die Reduzierung der Müttersterblichkeit von geschätzten 1.600 bis 2.200 Todesfällen pro 100.000 Lebendgeburten um das Jahr 2000 auf unter 400 Todesfälle pro 100.000 Geburten ab dem Jahr 2010 war als eine der wenigen Erfolgsgeschichten internationaler Aufbaubemühungen gefeiert worden.

Mehr als doppelt so hohe Sterblichkeit

Die Zeitung beruft sich auf unveröffentlichte Berichte der afghanischen Regierung sowie des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA). In dem Regierungsreport ist demnach von 800 bis 1.200 toten Müttern pro 100.000 Geburten die Rede – mehr als doppelt so viele wie bisher offiziell kolportiert.

Nach dem UNFPA-Bericht sollen allein in der armen und abgelegenen Provinz Ghor pro Jahr 1.800 Mütter sterben. Insgesamt seien in neun von elf der betrachteten Provinzen – in Summe gibt es 34 – die Sterblichkeitsraten höher als bisher offiziell angegeben. In ihrem Aktionsplan für 2017 hatte die UN-Agentur für die Koordinierung humanitärer Hilfe (OCHA) ebenfalls gesagt, dass es so aussehe, also steige die Müttersterblichkeit wieder. (APA, dpa, 31.1.2017)