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Eine Woche nach dem "Women's March" kämpft Linda Sarsour gegen das von Trump verhängte Einreiseverbot, das auch als "muslim ban" bezeichnet wird.

Foto: REUTERS/STEPHANIE KEITH

"Ich respektiere das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten, aber nicht diesen Präsidenten. Ich werde keine Regierung respektieren, die eine Wahl gewonnen hat auf dem Rücken von Muslimen, von Schwarzen, von undokumentierten Einwanderern, MexikanerInnen, Menschen mit Behinderung und auf dem Rücken von Frauen", sagte Linda Sarsour in ihrer Rede beim "Women's March on Washington".

Mehr als eine halbe Million Menschen waren am 21. Jänner dem Aufruf gefolgt, ihren Protest gegen die Trump-Regierung und für zahlreiche Anliegen wie den Schutz von Menschenrechten und eine verantwortungsvolle Umweltpolitik in die US-Hauptstadt zu tragen. Gemeinsam mit Bob Bland, Tamika D. Mallory und Carmen Perez gehörte Sarsour dem Vorsitz des "Women's March on Washington" an und koordinierte mit ihren Kolleginnen die landesweiten Proteste.

Kritik von vielen Seiten

Dass die Hijab-tragende Aktivistin somit in der ersten Reihe der Protestbewegung stand, sorgte wenige Tage später für einen Aufschrei: In den Medien wurde Sarsour in die Nähe vom IS gerückt, andere sahen Verbindungen zur Hamas. Eine Muslima könne nicht für Frauenrechte eintreten – so der Tenor vieler Twitter-UserInnen. Unter dem Hashtag #IMarchWithLinda formulierten zahlreiche Menschen ihre Solidarität mit der Aktivistin – unter ihnen Bernie Sanders, dessen Präsidentschaftskampagne Sarsour unterstützt hatte.

Vollzeitaktivistin

Sarsour ist Vorsitzende der arabisch-amerikanischen Vereinigung von New York, seit vielen Jahren kämpft sie gegen Islamfeindlichkeit und Racial Profiling und engagiert sich in der "Black Lives Matter"-Bewegung. Als "Brooklyn Homegirl in a Hijab" porträtierte ein Journalist der "New York Times" Sarsour, die BeobachterInnen als mögliche Kandidatin für ein politisches Amt sehen. Kritik an ihrer Person gibt es allerdings von vielen Seiten: Die Tochter palästinensischer Einwanderer unterstützt die Kampagne BDS (Boycott, Divestment and Sanctions), die dafür eintritt, mithilfe von Boykott und dem Abzug von Investitionen Druck auf den Staat Israel auszuüben. Deshalb wurde ihr auch Antisemitismus vorgeworfen.

In einem Interview mit dem Sender MSNBC über die Politik Netanjahus und Trumps kritisierte Sarsour "illegale Siedlungen" und die "militärische Besatzung", ohne dessen Ende es keinen Frieden in Israel geben könne. Kritisiert wurde Sarsour auch für Tweets, in denen sie unter anderem die Zinsfreiheit in der Scharia lobt, allgemein das religiöse Gesetz des Islam romantisiere und das Fahrverbot von Frauen in Saudi Arabien relativiere.

Ein anderer Tweet, für den Sarsour ebenfalls scharf kritisiert wird, war an die niederländisch-amerikanische Politikerin und Islamkritikerin Ayaan Hirsi Ali gerichtet.

Eine Woche nach dem "Women's March on Washington" ist Linda Sarsour bereits im nächsten Protest engagiert: Gemeinsam mit anderen AktivistInnen kämpft sie gegen das Einreiseverbot für StaatsbürgerInnen des Iran, des Irak, des Sudan, Syriens, des Jemen, Libyens und Somalias, das auch als "muslim ban" bezeichnet wird. (Brigitte Theißl, red, 1.2.2017)